Cassis tritt Amt als Bundesrat an
Dieser passe auch zu den verschiedenen Dossiers, erklärte der scheidende Bundesrat seinem Nachfolger. Burkhalter machte Cassis bei der Gelegenheit auch offiziell mit Staatssekretärin Pascale Baeriswyl und den Kadern des EDA bekannt. Diese spielten ebenfalls eine Schlüsselrolle, sagte er.
Cassis seinerseits dankte Burkhalter für die Diskussionen in den fünf Wochen seit seiner Wahl. Er freue sich auch, seine neuen Mitarbeitenden kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten, sagte er. Zunächst aber trank der neue Departementschef mit seinen Amtsdirektoren und Stabsmitarbeitern auf die Zusammenarbeit. Zur Auswahl standen Weisswein aus Burkhalters Heimatkanton Neuenburg und Rotwein aus Cassis' Heimatkanton Tessin.
Direkt an die Arbeit
Am Mittwoch geht es dann ohne Anlaufzeit an die Arbeit. Cassis nimmt gleich am ersten Tag im Amt an einer Sitzung der Landesregierung teil. Welche Geschäfte auf der Traktandenliste stehen, ist noch nicht bekannt. Doch soll das Kampfjet-Dossier inzwischen entscheidreif sein. Auch über die Revision des CO2-Gesetzes will der Bundesrat bald entscheiden.
Federführend ist Aussenminister Cassis bei der Neuausrichtung der Europapolitik, die der Bundesrat demnächst vornehmen will. Am 23. November wird EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Bern erwartet. Bestätigt ist das Treffen aber noch nicht. Danach will der Bundesrat Bilanz ziehen und über das weitere Vorgehen entscheiden.
Cassis unter Druck
Cassis hat sich mit seiner Ankündigung, bei den Verhandlungen mit der EU über institutionelle Fragen den "Reset-Knopf" drücken zu wollen, bereits weit aus dem Fenster gelehnt. Den Tatbeweis, dass er in dem Dossier mehr erreicht als sein Amtsvorgänger, wird er noch erbringen müssen.
Bisher hat er vor allem für Irritation gesorgt. Mit dem Beitritt zum EU-feindlichen Waffenverein Pro Tell kurz vor der Bundesratswahl bewies Cassis wenig politisches Fingerspitzengefühl. Mit dem Austritt aufgrund der öffentlichen Kritik handelte er sich den Vorwurf des Opportunismus ein.
Für Stirnrunzeln sorgte auch, dass FDP-Kandidat Cassis aufgrund seiner Antworten zur Europapolitik nach den Hearings zum Favorit der SVP avanciert war. Die Rückgabe des italienischen Passes trug dem Doppelbürger ebenfalls den Vorwurf ein, sich im Hinblick auf die Wahl etwas weit nach rechts zu lehnen.
Damit handelte sich Cassis noch vor dem Amtsantritt politische Hypotheken ein. Angesichts der Aufgaben, die auf ihn warten, könnte er aber gut etwas Rückenwind gebrauchen. Denn in der Zuständigkeit des Aussenministers liegt das verfahrene EU-Dossier, das auch für die Innenpolitik von grösster Bedeutung ist.
Wachsende Zweifel
Nachdem die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt ist, steht nun das institutionelle Verhältnis im Zentrum der Diskussion. Die EU drängt auf einen klaren Rahmen etwa für Fragen, wie die Schweiz EU-Recht übernimmt, wie dessen Anwendung überwacht wird oder welche Instanz im Streitfall entscheidet.
Vor allem am letzten Punkt scheiden sich die Geister, weil dabei der wie auch immer geartete Einbezug fremder Richter unvermeidlich scheint. Inzwischen hat die Mehrheit der Parteien Zweifel, ob das den hohen innenpolitischen Preis wert ist, den es dafür zu zahlen gilt. Hier soll Cassis neue Akzente setzen.
Die Entwicklungszusammenarbeit wird der finanzpolitisch rigide Freisinnige wohl ebenfalls etwas aufmischen wollen. Dabei wird er sich mit der Erwartungen der SVP konfrontiert sehen, die die Entwicklungszusammenarbeit zunehmend in den Dienst der Migrationspolitik stellen will.
Cassis steht auch vor Personalentscheiden. Derzeit brodelt die Gerüchteküche, bestätigte Entscheide gibt es noch nicht. Cassis wird zwei persönliche Mitarbeitende einstellen können. Oft wird bei einem Wechsel an der Departementsspitze zudem die Stelle des Generalsekretärs neu besetzt. Aktuell ist Benno Bättig EDA-Generalsekretär.
Manche Stellen hat Burkhalter noch vor seinem Rücktritt neu besetzt. Dazu gehört die wichtigste Stelle für das EU-Dossier: Der Bundesrat ernannte letztes Jahr Pascale Baeriswyl zur Staatssekretärin und betraute sie mit der Aufgabe, die Verhandlungen mit der EU zu koordinieren. Baeriswyl ist Mitglied der SP. (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.