­
­
­
­

Warum denn in die Ferne schweifen?

Sie wohnt nur drei Autostunden von ihrer Heimat entfernt und trotzdem sieht sich die Liechtensteinerin Nadine Nigg als Auswanderin. Seit elf Jahren lebt sie nun in Bern ? ans Zurückkommen denkt sie nicht.

Bern/Vaduz. – Obwohl Nadine Nigg nur rund 230 Kilometer von ihrer Heimat Liechtenstein trennen, fallen ihre Besuche eher spärlich aus. Ungefähr vier-, fünfmal im Jahr kommt sie hierher, um beispielsweise ihre beiden Gottakinder zu besuchen oder ihre Weihnachtsgrüsse persönlich zu überbringen. Ansonsten spielt sich ihr Leben in Bern ab – die schweizerische Hauptstadt wurde zu Nadine Niggs neuer Heimat. «Zugegeben, auch nach all den Jahren vermisse ich die Berge», sagt die 37-Jährige. Wie schön es ist, Berge um sich herum zu haben, sei ihr erst in Bern bewusst geworden. Auch dass sie in der Schweiz kein Stimm- und Wahlrecht mehr hat, ist der Liechtensteiner erst nach ihrem Wegzug so richtig aufgefallen. «Es stört mich auch nicht wirklich», sagt sie. Sie habe sich früher nie mit Abstimmungen auseinandergesetzt. «Was ich aber heute bedaure, ist, dass ich in der Schweiz nicht abstimmen kann», sagt sie. «Denn hier würden mich die Abstimmungen auch betreffen.»

Offen und anpassungsfähig

Nadine Nigg wohnt gemeinsam mit ihrem Freund in einer Wohnung an der Stadtgrenze. Er war es auch, der die Liechtensteinerin nach Bern holte. «Er begann dort sein Studium, während ich meine Ausbildung zur Physiotherapeutin gerade abgeschlossen hatte. So war der Zeitpunkt für einen Wegzug ideal.» Wäre ihre Liebe nach London oder sonst wohin gezogen, wäre Nadine Nigg auch mit. «Ich bin sehr offen und anpassungsfähig», sagt sie. Auch was den Dialekt angeht, ist die 37-Jährige tatsächlich sehr wandlungsfähig: Sie spricht in einem Berner Dialekt, so, dass ihr Akzent nur eingefleischten Bernern auffalle. Für Liechtensteiner jedenfalls klingt es nach sehr gemütlichem, symphatischen Bern-Düütsch. Den Dialekt ihrer neuen Heimat anzunehmen, dazu sei sie fast gezwungen gewesen – «spreche ich in breitem liechtensteiner Dialekt, schauen mich meine Patienten nur gross an, verstehen können sie kaum etwas.»
Nadine Nigg arbeitet zu 60 Prozent als Physiotherapeutin im Zieglerspital in Bern. Die restliche Zeit widmet die Liechtensteinerin ganz der Musik, ihrer grossen Leidenschaft.

Eigenes Album mit elf Songs

Mit 17 Jahren besuchte Nadine Nigg ein Konzert von Kurt Ackermann. «Danach wusste ich: Ich will singen und Gitarre spielen.» Sie nahm Gitarrenstunden bei ihrem Vorbild, Kurt Ackermann. Noten waren ihr nicht ganz unbekannt, schliesslich besuchte sie regelmässig den Klavierunterricht. In Bern angekommen, studierte sie berufsbegleitend Jazz und schloss das Studium vor einem Jahr erfolgreich ab. Die Liechtensteinerin lernte in Bern immer mehr Menschen aus der Musikszene kennen – und schnell befand sie sich mitten im Musikbusiness. Es folgten verschiedenste Musikprojekte. «Am meisten stolz bin ich jedoch auf mein Album mit elf eigenen Songs, die ich im Juli vor Publikum präsentieren durfte.» Mit Erfolg: «Deine Songs gehen unter die Haut», schrieb eine Besucherin der CD-Taufe in ihr Gästebuch. Oder: «Deine Musik klingt noch heute Morgen in unseren Ohren und in unseren Herzen.» Eine weitere Besucherin schreibt auf Bern-Deutsch: «Bi dir gspürt me d’Musikalität vo de Zäiespitze bis zu de Haarwurzle!»
Tatsächlich möchte Nadine Nigg mit ihrer Folk-/Popmusik die Menschen im Herzen erreichen. «Deshalb singe ich über persönliche Dinge – Geschichten erfinde ich keine.»
Unterstützt wird Nadine Nigg von der Burgengemeinde Bern sowie von der Kulturstiftung Liechtenstein. «Es ist schön, dass man als Liechtensteinerin auch im Ausland unterstützt wird – dafür bin ich wirklich sehr dankbar.»

Erstes Konzert in Liechtenstein

«Mayvie» nennt sich Nadine Nigg als Musikerin. Mit diesem Namen möchte sie es noch weit bringen. Ein ganzes Stück hat sie bereits geschafft. «Ich glaube nicht, dass ich auch in Liechtenstein diesem Traum ein Stückchen näher gekommen wäre.» Deshalb ist es für sie auch keine Frage, auch in Zukunft in Bern zu leben. «Mit der Musik habe ich hier einfach viel mehr Möglichkeiten.» Am 29. Oktober macht die muntere Musikerin aber einen Besuch in Liechtenstein. «Ich bin jetzt schon ein bisschen nervös», gibt sie zu. Zum ersten Mal wird sie nämlich in Liechtenstein, im Schlösslekeller in Vaduz, ein Konzert geben. «Mich dort zu bewerben, hat ganz schön viel Mut gebraucht», sagt sie. Die Zusage habe sie dann aber umso mehr motiviert – «ich freue mich riesig darauf, meine Musik zum ersten Mal dort präsentieren zu können, wo ich aufgewachsen bin.» (bfs)

 

Schlagwörter

Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Ähnliche Artikel

Abo
Manuel Frick eröffnete am 21. März den liechtensteinischen Stand an der Leipziger Buchmesse. Am Eröffnungsabend für die Ehrengäste am 20. März tauschte sich der Regierungsrat unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Kulturstaatsministerin Claudia Roth aus.
22.03.2024
Abo
Die Regierung hat die Eigner- und Beteiligungsstrategien sämtlicher öffentlicher Unternehmen überprüft, aktualisiert und am Dienstag, 30. Januar, genehmigt.
06.02.2024
Abo
17.01.2024
­
­