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Von der Wanderlust getrieben

«Vermutlich wurde ich mit Wanderstiefeln geboren», sagt Isa Oehry. Bereits in jungen Jahren zog es die Liechtensteinerin immer wieder in die Ferne. Heute lebt sie im amerikanischen Staat Vermont.

Vermont/Bendern. – Vielleicht kommt die Wanderlust von Isa Oehry daher, dass sich ihre Mutter hochschwanger auf eine Bergwanderung begab. Bereits als junger Teenager träumte die Liechtensteinerin von fernen Ländern und knüpfte mit einer Cousine in Amerika Kontakt, mit der sie Briefe in gebrochenem Englisch schrieb. «Dies stillte meine Wanderlust und Neugierde für eine kurze Zeit», erzählt Isa Oehry. Mit 21 hielt die junge Liechtensteinerin jedoch nichts mehr zurück und sie verbrachte ihren ersten längeren Aufenthalt in den USA, um Englisch zu lernen.

Jahre der Unabhängigkeit

Bekannte von Isa Oehry aus Ohio, die ein kleines Skigebiet unterhielten, nahmen sie damals als Au-pair-Mädchen auf. «Es stellte sich jedoch bereits in der ersten Woche heraus, dass ich als Köchin nicht viel taugte, dafür aber Skifahren konnte.» Deshalb wurde sie vom Kochdienst abbestellt und als Skilehrerin eingestellt. Nach der Skisaison kehrte sie im Frühling wieder nach Liechtenstein zurück. «Damals wusste ich noch nicht, dass dies nur der Anfang meiner Wanderjahre war», sagt sie.

Doch kaum fielen Ende

Jahr die ersten Schneeflocken, war Isa Oehry bereits wieder in Amerika. Diesmal in Vermont. Es folgten Winter in verschiedenen Skigebieten, darunter auch zwei Saisonen in der Westschweiz. Den Sommer überbrückte sie jeweils mit einem «Arbeitsaufenthalt» in Liechtenstein. «Es waren Jahre der Freiheit und Unabhängigkeit», erinnert sich die Bendererin. Schliesslich akzeptierte der Arbeitgeber in Liechtenstein die Ausrede der schlechten Englischkenntnisse für einen weiteren Sprachaufenthalt nicht mehr und Isa Oehry musste sich entscheiden. Sie liess sich an einer Universität in Vermont einschreiben und studierte Informatik – und ganz zufällig lag die Uni zwischen zwei Skigebieten.

Eigenes Haus mit Holzofen

Mittlerweile lebt die 53-Jährige seit 20 Jahren in Vermont. Ihre Tochter Nina studiert ebenfall in den USA. 2003 baute sich Isa Oehry ihr eigenes Haus in Sharon. «Vorher wohnte ich versteckt im Wald in einer kleinen Hütte», erzählt sie. Und obwohl sie jetzt den Luxus einer regulären Heizung geniesst, bevorzugt sie immer noch den traditionellen Holzofen, der von Oktober bis April ununterbrochen im Dienst ist.
Vermont ist, was das Klima betrifft, Liechtenstein sehr ähnlich. Obwohl es auf dem Breitengrad von Rom liegt, sind die Winter kälter und länger als in Liechtenstein. Isa Oehry musste lernen, wie man sich auch bei minus 20 Grad draussen vergnügen kann. «Zwischenzeitlich habe ich eine interessante Sammlung an Unterwäsche – auch Liebestöter genannt –, die ich in Europa nie gesehen habe», sagt sie. Der Herbst in Vermont ist das Aushängeschild für den kleinen US-Staat. Isa Oehry erzählt, wie zu dieser Jahreszeit Touristen aus der ganzen Welt nach Vermont strömen, um die Pracht der Laubwälder zu bestaunen. «Die Vermonter lieben ihren Staat und sind eng mit der Natur verbunden, gleichzeitig herrscht aber auch fortschrittliches Denken.» Der Staat ist mit 619 000 Einwohnern sehr ländlich und hat wenig Industrie. Er wird auch «the green mountain state» genannt.

Nachbarschaftliche Beziehungen

Gerade weil Vermont viel Natur bietet, fühlt sich Isa Oehry sehr wohl. Die leidenschaftliche Skifahrerin klettert auch gerne an Fels und Eis. Ausserdem musiziert sie in den langen Winternächten mit ihren Freunden, was in Vermont eine alte, aber noch lebendige Tradition ist. Die Nachbarschaft hat einen hohen Stellenwert, was Isa Oehry ebenfalls sehr schätzt: «Für mich symbolisiert Vermont die alte Tradition der nachbarschaftlichen Beziehung.» Denn durch die dünne Besiedlung und die oft unerwarteten Naturereignisse wie Schneestürme und Überschwemmungen sind Nachbarn aufeinander angewiesen. «Dieses Denken geht vermutlich auf die Pionierzeiten zurück, als es wirklich ums Überleben ging.»

Umzug nicht ausgeschlossen

Während ihrer Zeit in Amerika hat Isa Oehry zusätzlich ein Psychologie-Studium absolviert. Heute befasst sie sich als Psychologische Beraterin intensiv mit neuen Behandlungsmethoden. Aber die Liechtensteinerin ist auch noch in einem ganz anderen Bereich tätig: Bei einer Firma, die Solar-Sicherheitslampen entwickelt, ist sie als Geschäftsführerin angestellt. «Dies befriedigt mein lineares und mathematisches Denken.»
Isa Oehry erzählt, dass sie lange vorhatte, irgendwann wieder nach Liechtenstein zurückzukehren. Mittlerweile sei sie jedoch sehr mit Amerika verwurzelt. Trotzdem ist es gut möglich, dass sie wieder von der Wanderlust gepackt wird. «Ich schliesse einen geographischen Umzug nie aus und kann mir ohne Weiteres vorstellen, mein Haus zu verkaufen und anderswo zu wohnen – Liechtenstein nicht ausgeschlossen.» (manu)

 

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