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Mit 50 Dollar raus in die grosse Welt

Auch wenn Gustav Real seit bereits 64 Jahren in Amerika lebt, hat er eine alte liechtensteinische Gewohnheit nicht abgelegt: Über Nachnamen zu verhandeln ? aus welchem Hause sie ursprünglich kommen und welche Familien sich dahinter verbergen.

Kalifornien/Vaduz. – Aus welchem Hause er selbst kommt, ist einfach zu erraten, weil in Vaduz die Reals alle irgendwie miteinander verwandt sind. Gustav Reals Vater, Paul, war der Cousin von Felix Real, dem das Hotel Real im Vaduzer Städtle gehörte, bis es im Dezember 2010 die Türen schloss. Sein Vater Paul wanderte bereits 1920 von Vaduz nach Amerika aus. Seine Liebe namens Maria – geborene Lang – folgte ihm kurze Zeit später und die beiden heirateten schliesslich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Gustav kam im Januar 1928 zur Welt. Zehn Jahre später reiste er mit seinen Eltern, einem Bruder und einer Schwester wieder nach Liechtenstein zurück. Gustav Real besuchte in Vaduz die Volks- und Realschule und absolvierte später die Handelsschule in Zürich. Für den Jungen war aber bald klar: Liechtenstein ist zu klein. So zog es den damals 19-Jährigen wieder zurück nach Amerika.

Vaduz – Indiana – Philippinen

«Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit nur 50 Dollar in der Hosentasche in Amerika angekommen bin», erzählt Gustav Real. Er reiste als erstes nach Indiana, wo er bei einem Onkel wohnen durfte. Nach drei Monaten wurde er schon von der Armee eingezogen. So verschlug es ihn auf die Philippinen nach Manila. Als hätte es das Schicksal genauso gewollt: Gustav Real lernte dort seine grosse Liebe kennen: «Margarita Meyer heisst sie und ist deutscher Abstammug mit italienischem und spanischem Blut.» Gustav Real verliebte sich nicht nur in sie, er malte auch gleich seine ganze Zukunft mit seiner Margarita aus: «Schon nach einer Woche machte ich ihr einen Heiratsantrag», erzählt er. «Es folgten 61 wunderschöne Ehejahre.» Für Gustav Real wäre es das grösste Geschenk gewesen, noch viele weitere Jahre mit seiner Frau zu verbringen. Im März dieses Jahres ist sie aber leider verstorben.

Reisebüro geführt

Insgesamt waren es 16 Jahre, die Gustav Real mit seiner Frau auf den Philippinen verbrachte. Dann kehrte er mit ihr wieder nach Amerika zurück. Die beiden lebten in Westminster, einer Stadt im US-Bundesstaat Kalifornien. Gustav Real baute in dieser 90?000-Einwohner-Stadt eine Geschenkeimport-Firma mit 43 Angestellten auf. «Auch habe ich selbst welche fabriziert», sagt er. 1985 verkaufte er das Geschäft und eröffnete ein Reisebüro. «Es war das erste in Amerika, das auf Reisen nach Vietnam spezialisiert war», erzählt der 84-jährige stolz. «Wir waren sehr erfolgreich.» Nicht zuletzt auch deshalb, weil in den 70er-Jahren in Westminster am meisten Vietnamesen von ganz Amerika lebten.
1992 verkaufte Gustav Real das Reisebüro und wanderte mit seiner Frau nach Australien aus. Bereits zwei Jahre später kehrten die beiden wieder nach Amerika zurück. Sie liessen sich schliesslich in San Juan Capistrano nieder, wo Gustav Real heute noch lebt.

Mit Geschwistern verbunden

Gustav Real und seine Frau verloren viel zu früh ihren damals 34-jährigen Sohn und zogen dessen zwei Kinder gross. Das ältere dieser beiden Enkelkinder wohnt heute mit seinen eigenen zwei Kindern bei Gustav Real im Haus. Der zweite Sohn, Paul, wohnt ebenfalls ganz in der Nähe. Gustav Real geniesst es, seine Familie um sich zu haben. Obwohl seine drei Brüder und seine Schwester ein paar Tausdend Kilometer weit von ihm entfernt in Liechtenstein leben. «Ich bin mit ihnen sehr verbunden und habe sie oft besucht.» Auch sei er regelmässig zum Geburtstag seiner Mutter nach Liechtenstein gereist. «Mit meinen 84 Jahren fliege ich heute aber nicht mehr so gerne», sagt er. Dennoch hat er über Skype regelmässig Kontakt mit ihnen sowie mit seinem Neffen Daniel Real, der täglich den City Train durch Vaduz fährt. «Und bei Facebook habe ich mich auch registriert», erzählt der 84-Jährige.

«Hier fühle ich mich wohl»

Damit es Gustav Real nicht zu langweilig wird, arbeitet er drei-, viermal die Woche ehrenamtlich in einer Bibliothek. Ausserdem engagiert er sich als Web-Master in einem Soldatenverband.
Ausser seinen Verwandten und Bekannten vermisst Gustav Real nichts aus Liechtenstein, wie er sagt. «Zwar ist es wirklich schön, ein Liechtensteiner zu sein – Amerika aber ist meine Heimat. Hier fühle ich mich wohl.» (bfs)

 

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