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In London ist alles viel grösser als zu Hause

Bei Stephanie Beck war es weder die Kultur, noch die Neugier, noch die Liebe welche sie nach London zogen. Es war die Musik, die sie in Englands Hauptstadt lockte. Nun lebt sie seit bereits sechs Jahren dort und fühlt sich im Stadtteil Forest Hill richtig zu Hause.

London/Schaan. – Stephanie Beck ist in Liechtenstein bestens bekannt – wenn die zierliche junge Frau an den Saiten ihrer Harfe zupft, verzaubert sie die Zuhörer. Aber nicht nur hierzulande – auch in London begeistert sie mit ihrem Talent und wird als freischaffende Musikerin regelmässig für Konzerte gebucht.

Zwischen Studium und Berufsleben

Ihres Berufes wegen hat sich Stephanie Beck vor sechs Jahren entschieden, in London zu leben. Sie bestand die Aufnahmeprüfung an der Royal Academy of Music und konnte sich somit dort ein Stipendium sichern. Nach einem zweijährigen Studium absolvierte sie den Master of Music in Performance im Hauptfach Harfe. Anschliessend erhielt sie eine Junior Fellowship an der Royal Academy of Music und konnte dort ein Jahr lang arbeiten. «Neben meiner administrativen Arbeit für das Harp Department durfte ich die Konzertsäle der Academy benutzen und dort eigene Konzerte organisieren, die von der Academy auch gefördert wurden », sagt Stephanie Beck. Davon konnte die junge Musikerin nur profitieren: «Das Junior-Fellowship-Jahr war eine optimale Brücke zwischen dem Studium und Berufsleben.»

Linksverkehr

Den Musikunterricht auf Englisch zu bestreiten, das war für Stephanie Beck die geringste Hürde. Das war sie bereits von internationalen Jugendorchestern gewohnt. «Vielmehr musste ich mich in meiner neuen Heimat damit anfreunden, dass dort alles viel grösser war als zu Hause», sagt die 28-Jährige. «Ich musste mich wirklich Schritt für Schritt einleben.» Nicht nur die grossen Distanzen waren ihr fremd – «auch mit der Hektik, welche die Engländer an den Tag legen, musste ich lernen umzugehen.» Die grösste Krux für die Liechtensteinerin aber war, in dieser riesen Metropole Auto zu fahren. Da musste sie aber durch – denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln kam sie mit ihrer Harfe im Schlepptau nicht sehr weit. «Der Linksverkehr war schon eine grosse Herausforderung», sagt sie. Aber auch daran ist sie nicht gescheitert.

Viele Übungs- und Probestunden

«Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit», sagt Stephanie Beck. Dies habe ihr das Einleben in der neuen Heimat erleichtert. Mittlerweile ist die junge Musikerin schon ein paar Mal innerhalb von London umgezogen und wohnt nun mit ihrem Freund Eddy Hackett aus Schottland in Forest Hill, etwas ausserhalb des Stadtzentrums. «London ist eine sehr teure Stadt, aber weiter ausserhalb des Zentrums ist es etwas billiger.» Ausserdem ist für Stephanie Beck die Umgebung ihrer Wohnung sehr wichtig: «Weil ich täglich üben muss, bin ich darauf angewiesen, dass sich keine Nachbarn an meiner Harfenmusik stören.»

Neben den vielen Übungs- und Probestunden bleibt Stephanie Beck nicht mehr viel Freizeit. Ausserdem gibt sie eineinhalb Tage pro Woche Instrumentalunterricht an einer Primarschule und einem Gymnasium. Kann sie sich von ihren Terminen aber einmal freischaufeln, geniesst die 28-Jährige gerne das Londoner Stadtleben. «Ich besuche Konzerte, die Oper, gehe gerne essen oder lade unsere Freunde ein und koche etwas Feines», sagt sie.

Grosse Musikszene

Eines der vergangenen Konzerte, bei dem die Liechtensteinerin mitwirkte, war am 1. November mit dem Royal Philharmonic Orchestra. «Das Stück war nicht gerade leicht und ich habe sehr viel dafür geübt.» Um mit den anderen Musikern gemeinsam zu proben, blieb der Liechtensteinerin nicht viel Zeit: «Am Nachmittag fand die erste Probe statt, wenige Stunden später öffnete sich am Abend schon der Vorhang für die Aufführung.» Für London sei dies aber normal: «Die Orchester kriegen nicht so viel Geld vom Staat, daher muss der Probenaufwand auch klein gehalten werden und es muss dementsprechend effizient über die Bühne gehen.» Stephanie Beck kann aber gut mit dem Druck umgehen: «Es ist für mich eine sehr schöne Herausforderung.»
Ob sie ihre ganze Zukunft in London verbringen wird, möchte Stephanie Beck noch offen lassen. «In meinem Beruf ist dies ziemlich schwierig vorauszusagen – ich werde eben dort leben, wo ich Arbeit bekomme.» In nächster Zukunft wolle sie aber in London bleiben – «die freischaffende Musikszene ist hier sehr gross.»

Konzert im Kunstmuseum

Zu Weihnachten wird Stephanie Beck für ein paar Tage wieder nach Liechtenstein kommen, um ihre Familie und Freunde zu besuchen. Auch musikalisch wird sie dem heimischen Pub­likum nichts vorenthalten und wird am 22. Januar gemeinsam mit Hieronymus Schädler und ihrem Freund Eddy Hackett im Kunstmuseum ein Konzert geben. «Darauf freue ich mich wirklich sehr», sagt Stephanie Beck. «Denn auch wenn ich mich in England wohlfühle, Liechtenstein ist und bleibt meine Heimat.» (bfs)

Serie «Auswanderer - Goodbye Liechtenstein»: Zum Dossier

 

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