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Goodbye Liechtenstein

Liechtenstein ist fast weltweit vertreten: Mauritius, Brasilien, Irland, Namibia und noch in vielen Ländern mehr. Das «Liechtensteiner Vaterland» ist Liechtensteins Auswanderern auf der Spur und stellt einige von ihnen in einer Serie vor.

Vaduz.– Sie lösen ihre Wohnung auf, packen Hab und Gut und verabschieden sich von Familie und Freunden. Das statistische Jahrbuch 2011 weist für das Jahr 2009 rund 3300 liechtensteinische Staatsangehörige im Ausland auf. Davon leben knapp 3000 Liechtensteiner in Europa, rund 200 in Amerika und etwa 100 in anderen Kontinenten. Politologe Wilfried Marxer vermutet, dass die effektive Zahl der Ausgewanderten höher liegt, weil die Statistik nur diejenigen erfasst, die weiterhin die liechtensteinische Staatsbürgerschaft innehaben.

Wegen schwacher Wirtschaft

Warum es die Liechtensteiner ins Ausland zieht, dazu gibt es keine Untersuchungen. «Es liegt aber auf der Hand, dass die Auswanderung bis etwa in die Zeit des Zweiten Weltkriegs vor allem in der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung Liechtensteins begründet lag», sagt Wilfried Marxer. In diesen Zeiten gingen Liechtensteiner auch saisonaler Arbeit im Ausland nach. «Im 19. Jahrhundert fanden beispielsweise starke Auswanderungsbewegungen in Richtung USA statt, wie in verschiedenen Studien dokumentiert ist.» Zum grössten Teil ziehe es aber liechtensteinische Auswanderer seit jeher in andere deutschsprachige Länder.
«Heute dürfte die Auswanderung verstärkt mit der generell zunehmenden Mobilität, Ausbildungen im Ausland sowie beruflichen Perspektiven zusammenhängen, teilweise auch als Beschäftigte von liechtensteinischen Unternehmen im Ausland», so der Politologe. Hinzu komme die heiratsbedingte Migration, was sowohl die Auswanderung als auch die Zuwanderung betrifft. «In den vergangenen Jahren ist auch verstärkt die Wohnsitznahme im grenznahen Ausland festzustellen.»

Wahlrecht für Auslandliechtensteiner

Für viele Auswanderer heisst der Wegzug aber nicht, die Heimat komplett zurückzulassen. Auf seiner Suche stiess das «Liechtensteiner Vaterland» sogar auf einen Auswanderer in Bolivien, der nach fast 30 Jahren noch immer das Geschehen in Liechtenstein regelmässig über das Internet verfolgt. Gerne hätte er an der letzten Abstimmung über die eingetragene Partnerschaft teilgenommen, sagt er. Auch über die Fristenlösung würde er gerne abstimmen. Aber bislang kennt Liechtenstein das Stimm- und Wahlrecht für Auslandliechtensteiner nicht. Ob das Interesse von AuslandLiechtensteinern an der Aufrechterhaltung des Stimm- und Wahlrechts genügend vorhanden ist, will das Liechtenstein-Institut nun im Auftrag des Vereins Demokratiebewegung im Rahmen einer Studie erkunden. «Es geht dabei einerseits um das Stimmrecht bei Abstimmungen, andererseits auch um das Wahlrecht etwa bei Landtags- oder Gemeindewahlen», so Wilfried Marxer.
Wie die jeweiligen Abstimmungen oder Wahlen ausgehen würden, wenn die Staatsangehörigen im Ausland daran teilnehmen könnten, ist spekulativ, bevor es keine Datengrundlage gibt. «Ein materieller Vorteil wäre aber sicher, dass die Identifikation mit dem Herkunftsland Liechtenstein gestärkt würde», sagt Wilfried Marxer. «Wer an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen kann, beschäftigt sich intensiver mit der Politik des Landes.»

Nach Brasilien ausgewandert

Wie stark sich die Auswanderer unserer Serie mit Liechtensteins Politik beschäftigen, was sie aus ihrer Heimat vermissen und weshalb sie diese verlassen haben, lesen Sie in den kommenden Wochen im «Liechtensteiner Vaterland». So ist es beispielsweise das knusprige Brot, das Renate Risch aus Schellenberg in ihrer neuen Heimat in Kanada vermisst. Pedro Brunhart aus Balzers hingegen vermisst in Bolivien nichts. Im Gegenteil – er kann sich nicht vorstellen, jemals wieder nach Liechtenstein zurückzukommen. Diese Frage lässt Corina Büchel aus Ruggell offen. Die 28-Jährige ist vor zweieinhalb Jahren nach Brasilien ausgewandert. Sie erzählt als erste Auswanderin unserer Serie, weshalb sie sich von Liechtenstein verabschiedet hat. (bfs)

 

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