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Ein ausgewanderter König der Lüfte

Als Pilot hat der Schaaner Alex Wolff in Liechtenstein keine berufliche Zukunft. Deshalb lebt der 38-Jährige in Frankfurt und arbeitet in Bayern. Auf seinem Arbeitsplan stehen regelmässig Trips nach Afrika und Asien.

Frankfurt/Schaan.– Während sein Vater, der ehemalige Landtagsabgeordnete Peter Wolff, dafür bekannt war, auch in den hitzigsten Diskussionen auf dem Boden zu bleiben, geht sein Sohn Alex Wolff gerne in die Luft. Aber nicht etwa bei Diskussionen, sondern vielmehr als Pilot. Er lebte in Dübendorf und arbeitete erst in Bern bei der Charter-Gesellschaft Swiss Eagle, die 2009 Konkurs ging. Dann verschlug es Alex Wolff nach Roding in Bayern, wo er nun bei der Firma Mühlbauer-AG als Berufspilot angestellt ist. Dort besteht sein Arbeitsalltag vorwiegend aus Business-Trips. Weiters ist er für die Betreuung des Privatjets zuständig, mit welchem er den CEO der Firma zu beruflichen Treffen fliegt. Dabei geht es neben Zielen in Europa oft nach Afrika wie auch nach Asien. Gerade vor Weihnachten flog Alex Wolff mit seinem Chef in den Sudan, nach Uganda, Ruanda und schliesslich nach Südafrika. Pünktlich zu Weihnachten war er dann aber wieder zurück in Frankfurt, wo der 38-Jährige mit seiner Freundin in einer Wohnung lebt.

 

Hauptsegment der Firma Mühlbauer Holding AG ist der Security-Markt für die personenbezogene Identifikation mit Chipkarten oder Reisepässen. All die Maschinen, die solche Chipkarten oder Reisepässe herstellen, stammen von der Firma Mühlbauer. «In Europa ist der Bedarf an solchen Maschinen ziemlich gedeckt», sagt Alex Wolff. Nachholbedarf gebe es allerdings in Afrika und teilweise in Asien. Daher konzentrieren sich seine Flüge auch in eher exotische Länder.

Ursprünglich absolvierte Alex Wolff eine Ausbildung als Übersetzer. Sobald Alex Wolff sein erstes Geld als Kundenberater beim UBS Card Center verdiente, nahm er nebenbei Flugstunden. Und schliesslich liess er sich dann sogar zum Berufspiloten ausbilden. Diese Zweitausbildung beendete er kurz nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 und dem Swissair-Grounding. «In der Folge war damals der Markt für Berufspiloten ziemlich ausgetrocknet», sagt er. Doch auch daran sollte sein Traum vom Fliegen nicht scheitern – und Alex Wolff hatte mit seiner Anstellung erst in Bern und heute in Bayern Glück.

Mit Liechtenstein verwurzelt

Sitzt Alex Wolff in seinem achtplätzigen Düsenjet, der mit 14?000 Metern höher als ein Airbus oder eine Boeing fliegt, würde er manchmal gerne einen Abstecher in seine Heimat Liechtenstein machen. Denn der 38-Jährige vermisst seine Eltern und Freunde zeitweise ganz schön. Daher macht er auch alle zwei, drei Monate einen Besuch in seiner Heimat. «Ich komme immer wieder gerne nach Liechtenstein», sagt er. «Schliesslich sind hier meine Wurzeln.» Hier aber wieder fix zu leben, das kann sich Alex Wolff derzeit nicht vorstellen. Seine Devise lautet aber: «Sag niemals nie!» Frankfurt ist quasi zu seiner zweiten Heimat geworden. «Am Anfang war der Umzug nach Deutschland wegen meines Berufs eine Zwangslösung – mittlerweile gefällt es mir aber ganz gut und ich fühle mich wohl in Frankfurt.» Das Grossstadtflair beeindruckt ihn. In seiner Freizeit geht der 38-Jährige gerne joggen. «Früher bin ich noch beim Marathon mitgelaufen, aber mittlerweile bin ich ein bisschen faul.» Viel lieber mache er es sich auf dem Sofa mit einem spannenden Stephen-King-Buch gemütlich. Oder er fährt mit seiner Freundin in die Stadt. Oder geht mit Freunden ins Kino – Alex Wolff wird es so schnell nicht langweilig.

«Sag niemals nie!»

Mit dem Fliegen hat sich der Liechtensteiner einen grossen Traum erfüllt. Und dass er durch seinen Beruf viele exotische Länder kennenlernt, ist der zweite Grund, weshalb er seinen Job liebt. Um sich diese Länder genau anzuschauen, dafür bleibt Alex Wolff meist nicht viel Zeit. «Oft sehe ich nur den Flughafen und das Hotel.» Manchmal reiche die Zeit aber doch für einen kurzen Stadtbummel, den er jeweils sehr geniesst. Nur in Lagos, Nigeria, verzichtete der Liechtensteiner sicherheitshalber auf einen Stadtrundgang. «Ansonsten geht es in den meisten Hauptstädten aber friedlich zu und her», sagt er aus Erfahrung. Und manchmal entdeckt Alex Wolff bei seinen Business-Trips auch ein potenzielles Ferienziel: «Beispielsweise würde mich der Süden von Algerien ziemlich reizen.» Einen Trip dorthin würde er jedoch nur wagen, wenn es die Sicherheit zulässt. Seit drei Jahren fliegt Alex Wolff nun für die Mühlbauer Holding. Er arbeitet gerne für die Firma – «gleichzeitig wäre ich aber auch für einen Wechsel offen.» Zum Beispiel würde es ihn reizen, Linienflugzeuge zu fliegen. Wo seine berufliche Reise aber konkret hingeht, weiss er noch nicht. Die nächste Station auf seiner privaten Reise hingegen ist fix: Alex Wolff wird in wenigen Wochen Vater. Wo die Familie später einmal leben wird, darüber macht sich der 38-Jährige nicht gross Gedanken. «Als Pilot ist man auf alle Fälle auf Orte angewiesen, wo ein Flieger-Job gefragt ist.» Und wer weiss – vielleicht zieht es Alex Wolff mit seiner eigenen Familie wieder einmal zurück in seine Heimat Liechtenstein. Um es mit den Worten des Weltenbummlers Alex Wolff: «Sag niemals nie!» (bfs)

 

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