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Ausgewandert in ein Ferienparadies

Wo viele Reiselustige in die Ferien gehen, lebt die Liechtensteinerin Rebecca Balbuena seit eineinhalb Jahren: In der Dominikanischen Republik. Sie fühlt sich wohl dort ? obwohl trotz Sonne, Strand und Meer nicht alles nur rosarot und himmelblau ist.

Sosúa/Balzers. – Sie schickt in ihrem Mail gleich ein wunderschönes Foto mit: weisser Sandstrand, Sonne und türkisblaues Meer. Zum Neidischwerden. In diesem Ferienparadies lebt Rebecca Balbuena, geborene Frick, seit eineinhalb Jahren mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen. Sosúa heisst das Dorf, wo sie leben, und liegt in der Nähe von Cabarete, ein kleiner Ort an der Nordküste der Dominikanischen Republik, berühmt als karibisches Wassersportzentrum. Doch auch mitten im Badeparadies vergisst Rebecca Balbuena ihre Heimat nicht – und verfolgt das über 7700 Kilometer entfernte Geschehen in Liechtenstein übers Internet. So ist die 30-Jährige auch auf die Auswanderer-Serie gestossen und meldete sich gleich per Mail. Es folgte ein spannendes Telefonat mit einer lebensfrohen Balznerin.

Eine Ferienliebe mit Folgen

Auch für Rebecca Balbuena war die Dominikanische Republik einmal nicht mehr als nur ein Ferienort – wo sie sich schliesslich aber verliebte. «Es war in einer Bar vor nun genau zehn Jahren», erinnert sie sich noch gerne. Aus ihren Ferien wieder zurück in Liechtenstein, schloss sie ihre Ausbildung als Behindertenbetreuerin ab und kehrte zu ihrer Liebe in die Dominikanische Republik zurück. «Bald darauf wurde ich schwanger», erzählt sie. «Bei der Geburt wollte ich unbedingt in meiner Heimat sein.» Gemeinsam mit ihrem Mann ging es wieder hierher nach Liechtenstein. «Eigentlich wollte wir gleich nach der Geburt unseres Sohnes wieder in die Dominikanische fliegen», sagt die Balznerin. Dieser Plan verzögerte sich jedoch und schliesslich blieb das Paar sieben Jahre in Liechtenstein. Erst vor eineinhalb Jahren ging es wieder zurück in das Sonnenparadies – zwischenzeitlich nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei Söhnen (2, 4 und 7 Jahre). «Wenn wir damals nicht gegangen wären, hätten wir es wahrscheinlich gar nicht mehr durchgezogen», sagt Rebecca Balbuena. «Es war der beste Moment.» Obwohl es ihrem Mann in Liechtenstein sehr gefiel, fehlte ihm seine Familie und das Leben in der Dominikanischen. «Ich habe nach und nach gemerkt, dass ihn dies oft bedrückt hat.» Obwohl nun sie diejenige ist, die ihre Familie vermisst, hat sich die Balznerin in ihrer neuen Heimat in Sosua gut eingelebt. Sie ist realistisch: «Wenn in einer Beziehung zwei Kulturen aufeinandertreffen, gibt es immer jemand, der sich nicht ganz zu Hause fühlt.» Dennoch bereut die Liechtensteinerin ihre Entscheidung nicht. «Ausserdem ist es mit kleinen Kindern viel einfacher, hier zu leben – es ist immer warm, man braucht nicht so viele Kleider und sie können sich gut im Freien beschäftigen.»

Ein Paradies mit Kehrseite

Gemeinsam mit ihrem Mann hat Rebecca Balbuena ein Haus gebaut – «gleich neben den Schwagern, Schwägerinnen und Schwiegereltern», erzählt sie. Das meiste hätten sie selbst gemacht, Verwandte und Bekannte hätten ihnen dabei geholfen. Hinter ihrem Haus haben sie einen grossen Garten mit Kochbananen, normalen Bananen und Papaya. «Die Pflege der Pflanzen braucht zwar Zeit, umso schöner ist es aber, die Früchte ernten und essen zu können.» Dieses Jahr hätten sie zum ersten Mal von der Ernte essen können. Neben der ganzen Hausarbeit ist Rebecca Balbuena als Deutschlehrerin in einem Sprachinsitut angestellt. «Für mich passt hier alles, wie es ist», sagt die Auswanderin. Obwohl sie natürlich nicht nur von ihrer neuen Heimat schwärmen könne: «Vor allem Kinder sind bei Krankheiten in Liechtenstein besser aufgehoben.» Was das ärztliche Know-how sowie das Gesundheitssystem betreffe, sei Liechtenstein sowieso kaum zu toppen. «Auch ist die Arbeitslosigkeit und damit verbundene Kriminalität in vergangener Zeit gestiegen und der Tourismus ging zurück.» Die Dominikanische Republik bliebe eben nicht verschont von der weltweiten Wirtschaftskrise.

Keine «Ovi-Schoggi»

Auch wenn sich Rebecca Balbuena in ihrer neuen Heimat noch sowohl fühlt und in der Familie ihres Mannes bestens integriert ist – «ich vermisse natürlich meine eigene Familie.» Jeden Sonntag telefoniert sie deshalb mit ihrer Mutter, mit ihrem Bruder und mit ihrer Schwägerin hält sie über Skype oder Facebook Kontakt. Und wer sie besuchen kommt, muss unbedingt eine Ovomaltine-Schokolade für sie in der Tasche haben. «Es wäre genial, wenn es diese hier geben würde.» Ob Schokolade hin oder her – eine Rückkehr ist für Rebecca Balbuena derzeit nicht in Sicht. «Es war schon immer mein Wunsch, im Ausland zu leben, schon als Kind. Ich habe immer geweint, wenn wir nach den Ferien wieder nach Hause zurückgekehrt sind.» Zwar ist die 30-Jährige offen – schliesslich wisse man nie, was die Zeit bringt. «Ich möchte aber so lange wie möglich meine Zeit mit meiner eigenen Familie hier in der Dominikanischen Republik geniessen – am liebsten für immer.» (bfs)

Zum Dossier: «Auswanderer - Goodbye Liechtenstein» 

 

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