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Auf Mauritius ticken die Uhren langsamer

Seine Freundin, Familie und ein währschaftes Schnitzel ? das ist alles, was der Plankner Richard Keicher auf Mauritius vermisst. Dies hindert ihn aber nicht daran, seine Zeit auf der Trauminsel als Food & Beverage Manager zweier Hotels zu geniessen.

Port Louis/Planken. – Richard Keicher träumte schon lange davon, auf der wunderschönen Insel Mauritius zu arbeiten. Mit der Zusage des Labourdonnais Waterfront Hotels in Port Louis erfüllte sich schliesslich im September vergangenen Jahres sein langjähriger Wunsch. Seit neun Monaten arbeitet er dort nun als Food & Beverage Manager und ist somit für den kompletten Restaurationsbereich in zwei Hotels verantwortlich. Dieser Bereich umfasst vier Restaurants, drei Bars, sechs Konferenzräume sowie den Roomservice für insgesamt 209 Zimmer. Sein Verantwortungsbereich reicht vom Einkauf der Ess- und Getränkewaren über deren Kalkulationen bis hin zur Angebotsgestaltung, der Mitarbeiterplanung und der operativen Leitung. «Die Arbeit ist sehr streng», sagt
der gelernte Koch. «Aber ich fühle mich trotzdem pudelwohl hier. Es ist genau das, wonach ich gesucht habe.»

Lehrgeld bezahlt

Die Herausforderung sei sehr gross – «ich habe auch schon mein Lehrgeld bezahlt», sagt der 35-jährige Liechtensteiner. Er ezählt von einem ersten Erlebnis: «Ich war kaum hier, war ich schon inmitten der Vorbereitungen für Weihnachten und den Silvesterabend. Schnell waren wir komplett ausgebucht und leider wurden die Materialbestellungen dafür nicht fristgerecht gemacht, weshalb bis zur letzten Minute noch Gläser, Besteck und Geschirr organisiert werden musste.» Dass Lieferungen in Mauritius bis zu drei, vier Monate dauern können, war sich Richard Keicher nicht bewusst. «So habe ich gelernt, dass in Mauritius die Uhren etwas langsamer ticken.»
Aber nicht nur die Uhren: Auch die mauritische Kultur war dem Liechtensteiner fremd. «Zum Beispiel sind die Einwohner hier sehr gläubig.» So gläubig, dass sie an religiösen Feiertagen oder zu besonderen Gebeten einfach nicht zur Arbeit erscheinen würden, auch wenn sie dadurch ihren Job riskieren. «Am nächsten Tag tauchen sie einfach wieder auf, als wäre nichts gewesen.» Zwar würden sie dann zur Rechenschaft gezogen, ändern würde sich aber meistens nichts. «Es gibt keinen grossen Druck für die Mitarbeiter, da sie von Gesetzes wegen gut behütet werden und sie wissen, dass alle Hotels Mitarbeitermangel haben.»

Anstrengende Sechs-Tage-Woche

Unabgemeldet nicht zur Arbeit zu erscheinen, kann sich Richard Keicher nicht vorstellen. Im Gegenteil: Er kniet sich regelrecht in seine Arbeit hinein. «Ich arbeite sechs Tage die Woche täglich im Durschschnitt dreizehn, vierzehn Stunden im Hotel.» Am Sonntag hat er frei und nur einmal im Monat ist ihm mit dem Samstag ein ganzes Wochenende gegönnt. «Dann stehe ich vor der Entscheidung: ausschlafen oder an den Strand gehen.» Meist entscheide er sich für eine Mischform.
Bis vor Kurzem war seine Freundin für zweieinhalb Monate zu Besuch. «Es ist schon komisch, nun wieder so alleine hier zu sein.» Gott sei Dank gebe es Skype und Facebook – «so kann ich Kontakt mit meiner Freundin, meiner Familie und meinen Freunden halten.» Sie regelmässig zu hören, ist dem 35-Jährigen sehr wichtig. Auch das Essen vermisse er manchmal: «So ein Schnitzel oder Kaiserschmarrn wäre schon wieder mal was Feines», schwärmt der Auswanderer. Die kreolische Küche sei aber auch sehr gut und vielseitig. Eine Spezialität auf Mauritius seien die verschiedenen Fisch- und Meeresfrüchtegerichte: «Sie werden frisch und sehr lecker zubereitet.» Auch die traditionellen Currygerichte schmecken dem Koch.

Offen in die Zukunft

Etwas vom Ersten, was Richard Keicher jeden Morgen macht, ist den «Blick» online zu lesen. «Nur wegen der Fussballresultate», lacht er. Danach klicke er sich im Internet gleich durch die beiden Liechtensteiner Zeitungen. «Schliesslich muss ich auf dem Laufenden sein, was in Liechtenstein so alles passiert.» Bald wird Richard Keicher seine Heimat besuchen kommen: «Wahrscheinlich fliege ich kurz vor dem 15. August ab, sodass ich am Staatsfeiertag sicher zu Hause bin.» Das Volksfest sei eine gute Möglichkeit, viele Freunde zu treffen. Danach gehts aber wieder ab nach Mauritius. Sein Arbeitsvertrag ist auf zwei Jahre befristet. Wie es danach weitergeht, weiss Richard Keicher noch nicht. «Ich werde nach zwei Jahren Bilanz ziehen, und wie diese ausfällt, weiss ich heute natürlich noch nicht.» Eine nächste Herausforderung könnte für den 35-Jährigen ein Job in einem der vielen Resort Hotels auf Mauritius sein. Während im Labourdonnais Waterfront Hotel und im Suffren Hotel & Marina hauptsächlich Geschäftsleute verkehren, kann sich der Liechtensteiner auch vorstellen, mal wieder in einem Hotel mit Feriengästen zu arbeiten. Es ist auch möglich, dass es Richard Keicher in ein anderes Land verschlägt: «Beispielsweise Amerika, Australien oder Asien würden mich reizen.» Daher möchte er vorerst alles offen lassen. «Diese Einstellung hat mich bisher immer erfolgreich einen Schritt weitergebracht.» (bfs)

 

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