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Margit Hinterholzer: «Ich habe immer alles dabei»

 Margit Hinterholzer hat in diesem Jahr die Leitung der Rhema übernommen. Wie sie dieses Erbe sieht und warum für sie viele Wege nach Rom führen, darüber spricht die optimistische Vorarlbergerin. «Ich liebe es, schnell mal wegzufahren», sagt Margit Hinterholzer.

Frau Hinterholzer, Sie sind Inhaberin der Agentur für Kunst und Kommunikation «magisch». Ist der Name bei Ihnen Programm?

Margit Hinterholzer: Der Name ist durch meine Freunde entstanden, weil mich jene so wahrnehmen. Es ist also keine Erfindung von mir, sondern kommt auch ein bisschen von meinem Spitznamen «Maggie». Ich bin scheinbar jemand, der immer in dieser Richtung überraschen kann.

Sie haben mit Ihrer Firma heuer die Leitung der Rhema übernommen. Haben Sie Respekt vor der neuen Aufgabe?

Es ist natürlich eine grosse Freude, und ohne Respekt vor so einer Aufgabe geht es von vornherein natürlich nicht. Je mehr ich in den vergangenen Wochen Kontakt hatte mit Firmen, mit Partnern und mit Ausstellern, desto mehr hat es sich auch gezeigt, dass die Rhema noch viel verwurzelter ist in der Bevölkerung, als ich das anfangs angenommen hatte, oder es zeigt sich einfach eine grosse familiäre Verbundenheit. Ich habe mich dadurch von Anfang an aufgenommen gefühlt.

Die Rhema musste 2013 Konkurs anmelden. Das ist kein leichtes Erbe.

Die aktuelle AG mit einem kompetenten Verwaltungsrat, die sich der Rhema jetzt angenommen hat, hat sich entschieden, dieses Kind der Rheintaler wieder gut auf Kurs zu bringen, und ich bin sicher, dass dies dem ganzen Team gelingen wird. Wir stehen zur Rhema und insofern kann man die Vergangenheit nicht ausradieren, aber sie hat mit der neuen Rhema 2015 nichts zu tun.

Was sind die grössten Veränderungen?

Einerseits war es vom Grobkonzept her von Anfang an ganz klar, dass eine moderne Messe nur getragen werden kann von den Firmen, die fünf Tage lang Gas geben können und fünf Tage lang die Besucher ansprechen können und die sich in die Organisation einbringen. Das ist einerseits ein wesentlicher Faktor, dass die Rhema jetzt neu konzentriert ist auf fünf Tage, und andererseits haben wir ein neues Konzept in der Gestaltung, das sich nicht nur in der Aufteilung manifestiert, sondern auch durch eine hochwertige Infrastruktur auszeichnet. Damit wird sich die Rhema für die Rheintaler Bevölkerung deutlich anders zeigen ? auch dank starker Partner, wie der Raiffeisen als Presenting Partner. Grundsätzlich soll die Rhema ein Abbild der Rheintaler Wirtschaft sein.

Welche Schwierigkeiten gibt es in der Vorbereitungsphase?

Es läuft wie die Sau (lacht). Über Hürden nachzudenken, das ist auch überhaupt nicht meine Denkweise. Das Positive, das wir mit der Rhema ausstrahlen, das kommt auch zurück. Und egal, um welches Thema es geht, es ist so viel Vorfreude und Ehrgeiz bei den rund 250 Firmen da, sich bestmöglich zu präsentieren. Und natürlich gibt es sehr viel Kleinarbeit bis zum Schluss, aber wir haben seitens der Stadt Altstätten gute Voraussetzungen. Es wird eine Messestadt entstehen, und das ist natürlich sehr aufwendig ? vor allem die ganzen technischen Voraussetzungen zu schaffen. Daher sind noch viele kleine Hürden zu nehmen. Wir haben aber die beste Mannschaft, die optimale Verbindung zu den Ausstellern und schon jetzt den Zuspruch der Bevölkerung. Was soll da noch schiefgehen?

Und eine immer positiv denkende Messeleiterin?

Ja, ich bin so. Ich freu mich über jeden Tag, ich freu mich über jeden Kontakt und ich habe schon das Gefühl, dass ich viel geben kann.

Und wenn doch mal was schiefgeht, wie gehen Sie damit um?

Es ist schon so, dass man 100 Ideen hat bei der Rhema und sich nicht alle umsetzen lassen. Aber es muss nicht immer alles sofort funktionieren, sondern Ideen entwickeln sich über längere Zeiträume. Es ist dabei so, dass ich nicht immer alles machen kann, was ich zusätzlich an Projekten gerne machen würde. Daher fängt der Tag bei mir morgens um vier Uhr an und hört spät auf, so lässt sich vieles gut unterbringen. Und mit Dingen, die nicht so gut funktionieren, da denke ich mir einfach: O. k., probieren wir es anders.

Nach dem Motto, viele Wege führen nach Rom?

Absolut. Klar, wenn mal etwas nicht funktioniert, dann macht man sich Gedanken und macht es einfach anders.

Magisch ist eine Agentur für Kunst und Kommunikation. Findet die Kunst somit auch den Weg zur Rhema?

Das wird sicher so sein. Die konkreten Projekte diesbezüglich werden jetzt angegangen. Mit der Rheintaler Kulturstiftung möchte ich gemeinsam Akzente setzen. Und Kultur ist ja breit gefächert: Das reicht von einem Big-Band-Abend über den Einbezug bildender Künstler bis hin zu einer wunderbaren Gestaltung der öffentlichen Flächen. Insofern werden wir hier noch einige neue Impulse einbringen.

Hat die Kunst generell eine grosse Bedeutung in Ihrem Leben?

Ja, das hat damit zu tun, dass ich vor zehn Jahren angefangen habe, Kunst zu kaufen und Künstler sowie Galerien kennenzulernen. Es hat mich immer interessiert, wie Künstler den Zugang zu vielem und zum Leben an sich finden. Ich habe schon einige Ausstellungen organisiert, und das bereichert mein Leben natürlich.

Welche Sammlerstücke hängen bei Ihnen zu Hause?

Da möchte ich bewusst keine Namen nennen. Es sind sehr viele junge Künstler dabei, aber auch arrivierte Künstler. Derzeit hängt bei mir noch wenig, weil die passende Hülle fehlt. Die Stilrichtung ist zeitgenössisch. Was ich sehr gerne mag, das sind Skulpturen und eher Abstraktes.

Sie organisieren unter anderem Benefizaktionen. Lassen sich Kunst und der gute Zweck gut verbinden?

Ich bin bei den Lions Rheintal. Dort haben wir in Kürze eine Auktion geplant, die einerseits Kunst und andererseits Kuriositäten ? also ein breites Spektrum abdeckt ? und der Erlös wird Menschen in Not in der Region zugutekommen. Einige Werke sollen dabei versteigert werden. Ich denke, ich bin schon ein sehr sozial eingestellter Mensch und freue mich, wenn ich helfen kann.

Mir fällt gerade Ihr Telefon auf ? ein älteres Modell, das man kaum mehr sieht.

Ich bin da ganz bewusst auf dem «Naturtrip». Zum Glück wurde das in letzter Zeit auch viel thematisiert, wie viel Energie die Herstellung eines Handys benötigt und wie viel abgebaut werden muss, damit diese seltenen Erden gewonnen werden, die da drinnen sind. Etliche Hundert Kilo Material muss man investieren, um so ein Handy zu produzieren. Deshalb nutze ich mein Handy, bis es nicht mehr geht. Ich bin keine Technikverweigerin, aber ich brauche nicht das Allerneueste.

Sie wirken generell wie ein natürlicher Typ.

Das stimmt, ich bin schon ganz natürlich: Ich hatte nie gefärbte Haare, ich schminke mich nicht, bei mir ist alles Natur und ich bin sehr naturverbunden, aber nicht esoterisch, das bin ich ganz und gar nicht.

Also sind Sie auch jemand, der nicht die neueste Handtasche braucht?

Nicht die neueste, aber ich bin da schon sehr markenbewusst und stil­sicher und gehe auch sehr gern shoppen. Ich habe an die 150 Paar Schuhe und grosse Roben, ich bin gerne auf Anlässen und freue mich immer besonders über den Ball mit dem Musiktheater Vorarlberg. Zudem wird es eine Musicalproduktion geben, für die 130 Leute auf die Premiere im Oktober hinarbeiten.

Sie wohnen in Koblach, in Vorarlberg. Sind Sie dort aufgewachsen?

Ich bin dort aufgewachsen und wohne in Koblach und in Götzis mit meinem Freund Christian zusammen.

Ihr Messebüro ist in Altstätten. Wir treffen uns heute in Marbach. Haben Sie jemals daran gedacht, in der Schweiz zu leben?

Ich bin auf beiden Seiten des Rheins daheim. Mein wesentlicher Standort ist immer dort, wo mein Auto ist. Ich könnte jederzeit wegfahren und eine Woche dort verbringen. Ich habe für alle Projekte alles im Auto dabei und kann auch immer Leute einladen, weil ich immer etwas zu trinken dabei habe (lacht). Dort wo ich bin, da bin ich daheim. Ich bin gerne unterwegs.

Was ist Ihnen im Leben neben Ihrer Familie besonders wichtig?

Ich unterscheide nicht zwischen Leben, Arbeiten und Freizeit. Ich bin das, egal, wo ich bin. Was ich liebe, ist schnell mal wegfahren ? nach Venedig oder München, Salzburg, Wien, Mailand oder einfach mal schnell in die Tamina Therme nach Bad Ragaz. Schnell zwei oder drei Tage weg, das mach ich gern, um neue Leute zu treffen, Neues zu sehen oder es einfach mal gemütlich zu haben.

Das klingt nicht so, als ob Sie für sich selbst langfristige Pläne machen würden.

Ich habe viel Glück und viel Positives im Leben. Bei mir hat sich einfach vieles so ergeben. Damals nach der Handelsakademie habe ich mich bei der Messe Dornbirn beworben und die Stelle bekommen, hatte einen super Chef und habe so viel lernen dürfen. Ich habe nie geplant, es hat sich einfach alles so entwickelt. Der Plan ist immer das Nächste, was unmittelbar vor der Tür steht.

Gibt es also keinen grossen Traum?

Nein, das, was ich machen mag, das mache ich. Ich schaue einfach, dass man jeden Tag mit Freude beginnt und mit noch grösserer Freude abschliessen kann. (Interview: dws)

 
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