Vögel singen werktags anders
Zürich. – Zahlreiche Studie deuten darauf hin, dass der menschgemachte Lärm das frühmorgendliche Konzert der Singvögel durcheinanderbringt. Die Männchen von Amsel, Kohlmeise oder Nachtigall in der Stadt singen lauter oder in höheren Tonlagen als ihre Artgenossen auf dem Land. So versuchen sie sich bei den Weibchen Gehör zu verschaffen.
Bislang war aber nicht klar, ob der Lärm wirklich die Ursache ist für die Gesangesveränderung. Zudem wussten Wissenschaftler nicht, ob die beobachteten Unterschiede in der Tonhöhe genetisch bedingt sind oder ob jeder einzelne Vogel seinen Gesang dem Umweltlärm anpassen kann.
Dem Lärm ausweichen
Biologen der Universität Zürich haben nun gezeigt, dass Rohrammern tatsächlich direkt auf Lärmveränderungen reagieren können. Ein Team um Hansjoerg Kunc untersuchte die Tiere in zwei Naturschutzgebieten im Kanton Zürich, am Pfäffikersee und im Neeracherried. Der erste Standort war ruhig, der zweite lag an einer stark befahrenen Strasse.
Wie die Forscher im Fachmagazin «American Naturalist» berichten, sangen die Männchen am lärmigen Standort in einer höheren Tonlage als jene im ruhigen Gebiet. Das Tempo dagegen, mit der die lärmbelästigten Rohrammern ihren Gesang vortrugen, war kleiner als unter ruhigen Bedingungen.
Vom Menschen verursachter Lärm sei meist niederfrequent, sagte Kunc, der heute an der Queens University in Belfast forscht, auf Anfrage. Das überschneide sich genau mit dem Frequenzspektrum des Gesangs vieler Singvögel. Um die Überlagerung zu verhindern, müssten die Tiere deshalb die Frequenz oder Tonhöhe anpassen. (sda)