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Neuer Russen-Trainer: «Ein Ritterschlag für mich»

Von einer Supermacht (USA) zur nächsten (Russland) wechselt Liechtensteins Rodeltrainer Wolfgang Schädler. Der 52-jährige Triesenberger unterschrieb einen Vierjahresvertrag als russischer Nationaltrainer.

MIT WOLFGANG SCHÄDLER SPRACH ERNST HASLER

Rodeln. – Nach 24 Jahren im US- Rodelteam, wo Schädler massgeblichen Anteil beim Aufbau eines international reputierten Rodelteams hatte, nimmt der Triesenberger die neue Herausforderung in Russland an, wo in vier Jahren die Olympischen Winterspiele in Sotschi bevorstehen. «Von einer Grossmacht zu einem Klassenfeind», sieht Schädler den Wechsel mit einem Schmunzeln. Trainer aus Deutschland standen Schlange, doch die Russen wollten mit aller Konsequenz Wolfgang Schädler, trafen sich mehrmals mit dem Liechtensteiner in Deutschland und der Schweiz. Zu guter Letzt nahm Schädler die Herausforderung an.


Eine Anfrage vom russischen Verband lag schon seit geraumer Zeit vor. Dauerte der Prozess doch länger, bis Sie den Russen die Zusage erteilten?

Wolfgang Schädler: Vor vier Jahren hatte ich bei den Russen bereits eine Art Vorvertrag unterschrieben. Nach einer intensiven Saison war ich im Frühjahr doch etwas platt und konnte mich nicht gleich entscheiden. Jetzt im September ist es zur Vertragsunterzeichnung gekommen.

Sie verlassen heute Liechtenstein und nehmen den neuen Job in Angriff. Wo werden Sie Ihr Team treffen?

Ich fahre direkt nach Lillehammer (No), wo wir uns zum ersten Training treffen werden. Dort werde ich erstmals mit der gesamten Mannschaft zusammentreffen.

Wie verlaufen die kommenden Wochen?

Nach Lillehammer reisen wir weiter nach Sigulda (Est). Möglicherweise reisen wir im Anschluss daran nach Paromonovo in die Nähe von Moskau (Russ), wo vor zwei Jahren eine neue Rodelbahn enstanden ist und ein einwöchiges Traininigslager ansteht. Da ich mein Fahrzeug dabeihabe, kehre ich indes vielleicht nach Liechtenstein zurück und reise direkt nach Turin weiter. Der Weltcup-Saisonstart erfolgt Mitte November in Igls.

Russland hat namhafte Rodler in seinen Reihen. Nur wenig fehlte zu einem Medaillengewinn an den Olympischen Spielen. Wo sehen Sie die Spitzenfahrer im Vergleich zur Weltspitze?

Mehr oder weniger hält Russland Anschluss an die Weltspitze. Albert Demtschenko ist einer der stärksten Rodler der Gegenwart und zählt zu den Top drei der Weltrangliste (Anm. der Redaktion: Olympia-Silber 2006 in Turin). Die restlichen Athleten sind auf dem Sprung und haben den Anschluss noch nicht wirklich geschafft. Meine erste Aufgabe lautet, den Doppelbewerb zu forcieren, um dort nach vorne zu kommen.

Das Fernziel werden die Olympischen Spiele in Sotschi sein; dem wird der russische Rodelverband wohl alles unterordnen?

Auf jeden Fall. In Lillehammer wird eine grosse Anzahl an Athleten vor Ort sein, wir werden Vorausscheidungen fahren, und das im Hinblick auf Sotschi.

Ihnen und Ihren Trainerkollegen verbleibt somit genügend Zeit, um bis 2014 parat zu sein?

Das muss und wird unser vordergründiges Ziel sein. Wir versuchen, einen Schritt nach vorne zu kommen. Bei meiner ersten Reise werde ich heute die Hightech aus Liechtenstein mitnehmen. Mal schauen, was herauskommt.

Nach dem langjährigen Engagement bei den US-Amerikanern folgt der Abstecher zu den Russen. Das ist wohl ein anderer Menschenschlag?

Dem ist so, doch das macht das Abenteuer aus und hat mich angetrieben, den Vertrag zu unterzeichnen. Ich muss mich umgewöhnen. Zum einen wird die Sprachbarriere enorm sein, bis ich einige Brocken russisch kann. Zudem ist mir das System völlig fremd. In den USA habe ich das System eingeführt und geformt, deshalb war ich für alle Belange hauptverantwortlich. Jetzt folgt eine neue Erfahrung: Ich muss mich ins Trainerkollektiv einordnen und zuerst einmal meinen Platz finden. Mit der Zeit werde ich sehen, wie das funktioniert.

Sind Sie Cheftrainer oder sind alle Trainer gleichwertig? Wie viele Trainer arbeiten mit dem Rodelteam?

Derzeit stehe ich noch im kalten Wasser. Wir haben uns über die Trainer unterhalten, wobei ich den einen oder anderen persönlich kenne. Ich kenne die genaue Zahl nicht. Cheftrainer ist einer der Vizepräsidenten des Rodelverbandes, daneben besteht ein Trainerstab. Das System ist anders. Der Vizepräsident ist eine Art Technischer Direktor. Für mich wird das eine total neue Erfahrung sein. Russland ist eine grosse Sportnation. Ich betrachte die Anfrage der Russen als eine Art Ritterschlag für mich. Nachdem ich vor vier Jahren den Vorvertrag unterzeichnet hatte, liessen die Verantwortlichen während des gesamten Sommers nicht locker.

In den USA haben Sie den Tarif bekannt gegeben. Obwohl Sie der russische Wunschtrainer sind, besteht doch eine gewisse Unbekannte?

Das ist in der Tat so. Das macht das neue Engagement auch interessant. Nach 24 Jahren habe ich in den USA den Rodelsport bestens gekannt. Jetzt habe ich neue, grosse Herausforderung benötigt. 

 
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