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Betrugsfall «K1/Kiener»: Aurelia Frick nicht im Visier der Ermittler

Justizministerin Aurelia Frick ist am Dienstag im Zusammenhang mit der Affäre um den mutmasslichen deutschen Anlagebetrüger Helmut Kiener in die internationalen Schlagzeilen geraten. Gegen sie wird jedoch weder in Deutschland noch in Liechtenstein ermittelt.

VON GÜNTHER FRITZ

Vaduz. - Wie das «Handelsblatt» Düsseldorf am Dienstag berichtete, gebe es eine direkte Verbindung zwischen Helmut Kiener und der liechtensteinischen Justizministerin Aurelia Frick. Dokumente, die dem «Handelsblatt» vorliegen, würden Aurelia Frick als Direktorin der Londoner K1 Fund Distribution Ltd. ausweisen – einer Vertriebsgesellschaft des inzwischen berüchtigten K1 Funds von Helmut Kiener. Der Aschaffenburger Psychologe soll durch Betrug und Untreue einen Schaden von 400 bis 500 Mio. Euro angerichtet haben. Er sitzt seit Oktober in Untersuchungshaft.

Vorerhebungen laufen

Im Betrugsfall «K1/Kiener» hat die liechtensteinische Staatsanwaltschaft Vorerhebungen gegen fünf Verdächtige wegen Verdachtes der Geldwäscherei beim zuständigen Untersuchungsrichter des Fürstlichen Landgerichtes beantragt. Wie der Leitende Staatsanwalt Robert Wallner auf Anfrage des «Liechtensteiner Vaterlands» mitteilte, sei das Verfahren nach Einlangen einer Verdachtsmitteilung nach dem Sorgfaltspflichtgesetz am 10. September 2009 eingeleitet worden. Es seien zwei Depots mit Wertschriften, aber kein Geld gesperrt worden. Die Vorerhebungen sind laut Robert Wallner noch nicht abgeschlossen. Ihr Ziel sei es, aufzuklären, ob im Zusammenhang mit dem Betrugsfall «K1/Kiener» in Liechtenstein strafbare Handlungen begangen wurden.

Zudem ist nach Auskunft des Leitenden Staatsanwalts anfangs Oktober ein Rechtshilfeersuchen des Leitenden Oberstaatsanwaltes in Würzburg eingelangt. Das Rechtshilfeverfahren sei ebenfalls beim Fürstlichen Landgericht anhängig. «Gegen Dr. Aurelia Frick behängt kein Verfahren», hält Robert Wallner jedoch unmissverständlich fest.

Frühere Verbindung bestätigt

Gemäss «Handelsblatt» habe Aurelia Frick, seit März 2009 Justiz- sowie Aussen- und Kulturministerin, als Direktorin von K1 Fund Distribution für den Jahresabschluss 2007 verantwortlich gezeichnet. Neben ihrer Tätigkeit ab August 2008 sei sie dort auch Gesellschafterin gewesen. In ihrem offiziellen Lebenslauf werde K1 aber nicht erwähnt. Ihr Direktorenamt habe sie im Dezember 2008 abgegeben – genau zu der Zeit, als laut Justizkreisen die Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft begonnen hätten. Neuer Direktor von K1 Distribution sei dann Anton Frick, ihr Vater, geworden.

Regierungsrätin Aurelia Frick, die gestern am WTO-Ministertreffen in Genf teilnahm, bezog auf Anfrage des «Liechtensteiner Vaterlands» über ihren Ressortsekretär Edgar Nipp zu diesen «Handelsblatt»-Recherchen Stellung. Sie bestätigte, dass sie vom 6. August bis 29. Dezember 2008 im Rahmen ihrer Tätigkeit als Treuhänderin für die liechtensteinische Treuhandgesellschaft Fidaura Trust reg., Schaan, Mitglied des Board of Directors der K1 Fund Distribution Ltd. mit Sitz in London gewesen sei.

Mandat niedergelegt

Nachdem ihren Nachfragen hinsichtlich umfassender Informationen zur Geschäftstätigkeit der K1 nur unbefriedigend nachgekommen worden sei, habe sie ihr Mandat am 4. Dezember 2008 niedergelegt. Dies sei dann per 29. Dezember 2008 wirksam geworden. Anders als im «Handelsblatt» behauptet, sei sie jedoch zu keinem Zeitpunkt «Gesellschafterin» der K1 Fund Distribution Ltd. gewesen, betont Justizministerin Aurelia Frick in ihrer gestrigen Stellungnahme. Auch habe sie zu keiner Zeit die Fonds aktiv «vertrieben».

Frick sieht sich als Geschädigte

«Frau Frick sieht sich in diesem Fall als eine Geschädigte wie viele andere», wird im gestern von der «Financial Times Deutschland» (FTD) veröffentlichten Beitrag «Liechtensteinische Ministerin arbeitete für Kiener» ein Regierungssprecher aus Vaduz zitiert. Die promovierte Juristin habe «nicht die Antworten zum Geschäftsmodell bekommen, die sie erfragt hat» und daraufhin ihr Mandat niedergelegt. Dass Fricks Tätigkeit für K1 nicht in ihrem offiziellen Lebenslauf erwähnt wird, liege daran, da sie als Treuhänderin in «einer ganzen Reihe von Unternehmen» tätig gewesen sei. Nicht äussern wollte sich der Regierungssprecher in Vaduz zu der Frage, ob Fricks Verbindung zu Kiener bei ihrem Amtsantritt im März 2009 der liechtensteinischen Regierung bekannt gewesen war.

Wie die Staatsanwaltschaft Würzburg, die gegen Kiener ermittelt, auf Anfrage des «Handelsblatts» sagte, gehöre Aurelia Frick bisher nicht zu den Beschuldigten in diesem Fall. Der Leitende Staatsanwalt in Liechtenstein, Robert Wallner, betonte auch gegenüber der «Financial Times Deutschland», dass Justizministerin Aurelia Frick nicht unter den fünf Verdächtigen sei, gegen welche wegen des Verdachts auf Geldwäsche ermittelt wird. Ob gegen Fricks Vater, der das Direktorenamt bei der K1 Fund Distribution Ltd. Ende Dezember 2008 von seiner Tochter übernahm, ermittelt wird, wollte Robert Wallner gegenüber der «Financial Times Deutschland» nicht sagen. Gegenüber dem «Liechtensteiner Vaterland» erklärte der Leitende Staatsanwalt: «Die Namen von Verdächtigen werden nicht bekannt gegeben.»


 

 
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