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«Ich bin ein Sonntagskind»

Der Theater-Requisiteur Albi Büchel ist einer der gefragtesten Künstler Liechtensteins. Als «Zauberfuzzi» begeistert und verblüfft er sein Publikum. Dabei hilft ihm seine natürliche,erfrischende Art, sein gelassener Charakter ? und auch jede Menge Glück.

Kurz vor dem Staatsfeiertag empfing Albi Büchel die «Liewo» bei sich zu Hause. Im Wohnzimmer steht bereits alles parat, was er für den kommenden Auftritt braucht: Am Freitag ist er von Liechtenstein Marketing für den Staatsfeiertag gebucht worden. Er zeigt den Koffer, auf dem das Gesicht mit charakteristischer Brille und einem einzelnen Haarbüschel auf dem Kopf abgebildet ist. Der Schriftzug «Zauberfuzzi» lässt keine Zweifel daran, wem dieser Koffer gehört. Der Privatmann Albi Büchel schlüpft mittlerweile an die 40 Mal pro Jahr während seiner Auftritte in die Rolle des «Zauberfuzzis» mit Frack und Hosenträgern und unterhält mit seinen originellen Tricks und einer durchdachten Show mit allem Drum und Dran sein Publikum. «Mit dem Material, das da drin ist, könnte ich locker ein 45-minütiges Programm durchspielen», erklärt Büchel, der sich augenscheinlich auf den Auftritt am Staatsfeiertag freut: «Der Auftritt auf der Bühne macht mir grosse Freude. Die Leute auf der Strasse von meiner Show zu überzeugen, macht mir aber mit am meisten Spass!» Die Strassenkunst sei eine seiner Lieblingsdisziplinen, weil man hier die Resonanz des Publikums am besten spüre. Im Gegensatz zu den Shows an Geburtstagsfesten oder Firmenfeiern müsse man die Menschen auf der Strasse zum Bleiben überzeugen ? und das gelingt dem gebürtigen Balzner ziemlich gut. Nicht umsonst wurde er bei der renommierten Internationalen Meisterschaft der Strassenzauberer in St. Wendel?(De) von einer unabhängigen sechsköpfigen Jury im Jahr 2011 mit dem 3. Platz ausgezeichnet.

Kein Ende in Sicht

National und international ist der 46-Jährige sehr gefragt. Eine Anfrage des Magischen Zirkels Deutschland für einen Gastauftritt in China musste er aufgrund einer Terminkollision absagen. «Dass ich mittlerweile mehr eingeladen werde, als ich mich bewerben muss, zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin», schmunzelt Albi, der auch als Privatmann immer locker drauf ist. «Seit etwa fünf Jahren steigt die Anzahl Engagements laufend. Ich merke aber, dass ich immer noch Luft nach oben habe.» Wie viele Kollegen in seiner Branche sei er laufend auf der Suche nach der grossen Nummer. «In meiner Freizeit drehen sich meine Gedanken meist um die Shows und ich versuche, alles zu perfektionieren, sodass vielleicht irgendjemand mit grossen Einfluss meine Show sieht und ich für immer ausgesorgt habe», lacht der Balzner und relativiert: «Erzwingen möchte ich nichts. Ich bin mir der Verantwortung bewusst ? es wird nicht einfacher, wenn man vom Zaubern alleine lebt. Jetzt kann ich mir meine Gigs noch aussuchen. Wenn man das hauptberuflich macht, wird aus dem Können oft ein Müssen.» Denn viel besser, als er es jetzt hat, könnte es ihm kaum gehen. Dabei spielt auch das Glück eine wesentliche Rolle, denn sein Arbeitgeber unterstützt ihn in seinem Wirken. Als Requisiteur am TAK in Schaan hat er so ein geregeltes Einkommen und flexible Arbeitszeiten. «Ausserdem bin ich nun seit 23 Jahren dabei und identifiziere mich auch mit meiner Arbeit abseits der Zauberei», erklärt der 46-Jährige.

Eine Familie, die es mitmacht

Es versteht sich von selbst, dass der Zauberfuzzi keine Büroarbeitszeiten hat. Auch als Theater-Requisiteur muss Albi Büchel oft dann arbeiten, wenn die meisten bereits ihre Freizeit geniessen. Hier kommt nun eine verständnisvolle Familie ins Spiel, die ihn in seinem Leben sehr stark unterstützt. «Ohne die starke Frau im Hintergrund sind die meisten aufgeschmissen ? das wäre ich auch.» Bei vielen Auftritten im Ausland wird der Zauberfuzzi von seiner Frau Manuela mit dem Wohnmobil begleitet, die den Werdegang mit grossem Interesse verfolgt und ihm auch immer wieder Rückmeldungen zu seinen Shows gibt. «Sie beobachtet auch andere Künstler und bringt mich auf neue Ideen. Sie ? und auch meine Tochter Lisa und mein Sohn
Elias ? gehört zu meinen schärfsten Kritikern.» erklärt der Zauberer. Auch die beiden Kinder ziehen am selben Strang. «Mein Sohn Elias betätigt sich des Öfteren auch als Strassenmusiker. Das lässt sich dann bei unseren gemeinsamen Ausflügen sehr gut mit der Strassenzauberei verbinden.»

«Das ist nichts für mich!»

Erste Erfahrungen mit der Zauberei machte Albrecht, der von seinen Kindergartenkollegen gleich auf Albi umbenannt wurde, mit zarten 10 Jahren. «Bekannte aus Deutschland schenkten mir ein Zauberbuch. Ich probierte ein paar Nummern aus. Dabei hatten es mir vor allem die Entfesselungs-Tricks von Harry Houdini angetan», erinnert er sich an die 70er-Jahre zurück. «Als mir ein Kunststück dann nicht gelang, dachte ich mir: ?Das ist nichts für mich!? und legte die Zaubersachen zur Seite.» Der frühe Tod seines Vaters und die Pubertät brachten ihn nach seiner glücklichen Kindheit («In den 70ern hatten wir noch keine Probleme!») in eine schwierige Jugend: Aus verschiedensten Gründen wechselte er die Schulen ? von der Realschule Balzers ging es in die Oberschule nach Triesen und dann ins Internat in die Schweiz. Der junge Albi Büchel suchte seine Bestimmung. Eine Mechanikerlehre brach er ab, weil er sich «nicht mit der Stempeluhr anfreunden konnte». Seiner Mutter zuliebe habe er dann noch die Handelsschule abgeschlossen, um wenigstens einen Abschluss in der Tasche zu haben.

Vom «Freakhouse» in die Unterhaltungsbranche

Nach einem sechsmonatigen Sprachaufenthalt in Cambridge wechselte er praktisch nahtlos in eine WG mit seinen Freunden im Balzner «Gässle». Es war eine wilde Zeit, die Büchel nicht missen möchte. «Unsere Bleibe ging dann schnell unter dem Namen Freakhouse (engl. Irrenhaus; Anm.) in die Geschichte ein. Aber was erwartet man, wenn die Stammbeiz nur 50 Meter von zu Hause entfernt ist», schmunzelt er. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er sich mit Jobs bei einem Temporärbüro. In dieser Zeit kam er durch seine Beziehungen zur Backstage-Arbeit: Seinen ersten Job im Bühnenaufbau erhielt er im legendären «Joggeli» in Basel. Es stand ein Konzert von Prince auf dem Programm und die Firma suchte noch Aushilfen. Das war der Startschuss zu seiner Ausbildung zum Theater-Requisiteur. «Die Nana meiner damaligen Freundin war im TAK als Putzfrau engagiert und machte mich darauf aufmerksam, dass da noch Leute gesucht werden», erinnert er sich. Er bewarb sich und bekam die Stelle. Zu diesem Zeitpunkt hätte er nie gedacht, dass aus ihm ein paar Jahre später einmal ein Zauberer werden würde.

«Darf ich den behalten?»

Erst als dann die Kinder zur Welt kamen, kam er wieder mit dem Zaubern in Kontakt. Bei der Suche nach Spielsachen für die Kleinen fand er bei seiner Frau einen Zauberkasten aus ihrer Kindheit und wurde in die Zeit als 10-Jähriger zurückversetzt. «Ich spielte die Tricks rauf und runter und die Leidenschaft hat mich gepackt.» Er begann daraufhin, in den dicken Telefonbüchern nach Zauberern zu forschen und sich von ihnen beraten zu lassen. «Es gab zwar schon das Internet, doch es hatten noch nicht alle zu Hause einen Anschluss. Das Internet hat dann weitere Entwicklungen begünstigt.» Er absolvierte Kurse, unter anderem bei Hörbi Kull in Zürich, und verfeinerte seine Kunststücke immer mehr. Etwa zehn Jahre lang hatte er einen bis zwei Auftritte im Jahr und wurde immer gefragter. Mit der Zeit wurden seine Netzwerke unter den Zauberern ausgebaut. «Der wohl prägendste Mann für mich war und ist Alexander De Cova, mit dem mich eine dicke Freundschaft verbindet», schwärmt Büchel. «Alles, was ich mache, verdanke ich dem Glück, dass ich zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen getroffen habe. Sie haben mir geholfen, weiterzukommen. Ich bin dankbar dafür, dass ich so ein Sonntagskind bin.» Dass die Umgebung passt ? beispielsweise kann er in der Werkstatt des TAK in seiner Freizeit die Requisiten selbst basteln ?, ist ein Glücksfall. Was er aber mit seinem Talent und seiner charmanten, humorvollen Art bisher erreicht hat und noch erreichen will, darf sich der «Zauberfuzzi» ungeniert auf seine eigene Fahne schreiben.

Das besondere Handwerk

Denn die Zauberei ist ein Handwerk, das man mit viel Fleiss und Arbeit erlernen muss. Auch wenn sich Albi Büchel darauf nicht viel einbildet: «Es ist nur ein Handwerk, das ich gelernt habe und die anderen nicht», erklärt er. Weil es sich dabei aber um ein Handwerk handelt, das die Zuschauer seit Jahrhunderten fasziniert, verblüfft und rätseln lässt, verleiht es ihm eine ganz besondere Note. Der Erfolg gibt Albi Büchel
jedenfalls recht. (mw)

Steckbrief
Name: Albrecht «Albi» Büchel
Wohnort: Vaduz
Alter: 46
Beruf: Theater-Requisiteur
Hobbys: Zaubern und Wohnmobiltouren
Leibspeise: Omeletten
Getränk: Bier
Musik: Rock, Blues, Swing
Lektüre: Zauber-Fachlektüre
Stadt/Land? Arbeiten in der Stadt, Leben auf dem Land
Sommer/Winter? Sommer
Motto: «Just fuckin? do it!» («Mach es einfach, verdammt!»)
Kontakt: www.albimagie.li
 

 

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