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Historisches Ja zur Neat vor 25 Jahren

Vor 25 Jahren legte das Volk den Grundstein für die Neue Eisenbahn-Alpentransversale, kurz Neat. Gegen die zwei neuen Bahntunnels durch Gotthard und Lötschberg wehrten sich allen voran die Grünen, unterstützt von Auto-Lobbyisten und einem Urner-Komitee.
Bundesrat Adolf Ogi, Mitte, und Fritz Bürki, Direktor Bundesamt für Verkehr, links, präsentieren am 28. Mai 1990 in Bern die Botschaft über den Bau der Schweizerischen Eisenbahn-Alpentransversale NEAT. Am 27. September 1992 nahm das Stimmvolk den Beschluss mit 63,6 Prozent Ja-Stimmen an.
Bundesrat Adolf Ogi, Mitte, und Fritz Bürki, Direktor Bundesamt für Verkehr, links, präsentieren am 28. Mai 1990 in Bern die Botschaft über den Bau der Schweizerischen Eisenbahn-Alpentransversale NEAT. Am 27. September 1992 nahm das Stimmvolk den Beschluss mit 63,6 Prozent Ja-Stimmen an. (Bild: KEYSTONE/HANS SCHLEGEL)

Mit 63,6 Prozent Ja-Stimmen wurde das Grossprojekt am 27. September 1992 an der Urne deutlich gutgeheissen. Beinahe wäre das Referendum der unheiligen Allianz allerdings bereits im Stadium der Unterschriftensammlung gescheitert. Nach einer ersten Auszählung stellte die Bundeskanzlei fest, die nötigen 50'000 Unterschriften seien knapp nicht zustande gekommen. Erst aufgrund zweier Nachprüfungen wurde das Resultat korrigiert: Das Quorum wurde mit einer historisch tiefen Marge von 51 Stimmen übertroffen.

Den Grossteil der Unterschriften sammelten die Grünen, unterstützt vom Basler Auto-Lobbyisten Bernhard Böhi sowie einer Gruppierung aus Uri. Die Beweggründe der drei Organisationen waren freilich sehr unterschiedlich.

Mit dem Slogan "Stopp der Transitlawine" warnten die Grünen, der Verkehr durch die Alpen habe das ökologisch erträgliche Mass schon längst überschritten. Für die effektive Umlagerung des Gütertransits von der Strasse auf die Schiene gebe es keine hinreichenden Garantien. Auch der öffentliche Verkehr zähle zu den Verlierern, weil die alpenquerenden Schnellzüge den regionalen Bahnverkehr verdrängten.

Das sogenannte "Urner Komitee" sorgte sich insbesondere um die Linienführung der neuen Eisenbahnachse im Kanton und verlangte, diese müsse "umweltschonend" geplant werden. Der Autojournalist Böhi seinerseits kritisierte die geplante Mitfinanzierung der Neat durch Benzinzollgelder. Im Laufe des Abstimmungskampfes formierte sich zudem ein weiteres Komitee, das mit der Warnung vor einem "50'000-Millionen-Neat-Loch" vor den unvorhersehbaren Kosten für das Megaprojekt warnte.

Grosser Sukkurs

Der Bundesrat und die grosse Parlamentsmehrheit stellte sich allerdings hinter das Jahrhundertprojekt. Die Neat schliesse die Schweiz an das künftige moderne Eisenbahnnetz Europas an, verkürze die Fahrzeiten im Land und verhindere, dass "die Strassen durch 40-Tonnen-Brummer überrollt werden", heisst es im Abstimmungsbüchlein von damals.

Letztere Aussage bezieht sich auf das Transitabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft. Dieses sollte dem schweizerischen Transportgewerbe Zugang zum EG-Binnenmarkt gewähren.

In den Verhandlungen hatte die EG dank dem in Aussicht gestellten Bau der Neat die Forderung nach einem "Korridor" für 40-Tonnen-Lastwagen fallengelassen und die Beibehaltung des Nacht- und Sonntagsfahrverbots für Lastwagen akzeptiert. Diese Verhandlungserfolge seien bei einem Nein zur Neat zunichte, warnte allen voran Bundesrat Adolf Ogi, der landauf landab für die Vorlage weibelte.

Das Ja-Lager vermochte zu überzeugen, mit deutlicher Mehrheit sagte die Schweizer Stimmbevölkerung im September 1992 Ja zur neuen Nord-Süd-Verbindung. Mittlerweile ist das Projekt weit fortgeschritten. 2007 ging der Lötschberg-Basistunnel in Betrieb, vor einem Jahr wurde der Gotthard-Basistunnel eröffnet. Ende 2020 wird die Neat mit der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels voraussichtlich vollendet. (sda)

 
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