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Deniz Yücel kritisiert Besuch Erdogans

Der ehemals in der Türkei inhaftierte "Welt"-Journalist Deniz Yücel hat am Dienstag in Potsdam den Medienpreis M100 erhalten. Dabei übte er scharfe Kritik am anstehenden Deutschland-Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Deniz Yücel, deutsch-türkischer Journalist, lächelt vor der Verleihung des M100 Media Award 2018. Yücel wird für seine mutige und unerschrockene Arbeit geehrt.
Deniz Yücel, deutsch-türkischer Journalist, lächelt vor der Verleihung des M100 Media Award 2018. Yücel wird für seine mutige und unerschrockene Arbeit geehrt. (Bild: Keystone/DPA/RALF HIRSCHBERGER)

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfange damit einen "Verbrecher, der sich neben vielem anderen des Menschenraubs schuldig gemacht hat", sagte Yücel. Die deutsche Regierung verrate diejenigen Menschen in der Türkei, die sich eine freiheitlich-säkulare Gesellschaft wünschten.

Der Türkei warf Yücel fehlende Rechtsstaatlichkeit vor. Die gängige Praxis türkischer Gerichte, die bereits bei einem Facebook-Beitrag beginnen könne, laute: "Erst verhaften, dann Beweise suchen, dann schmoren lassen." Das müsse aufhören.

Die deutsche Regierung rief er zu einer härteren Gangart in den Türkei-Beziehungen auf. "Mit Gangstern muss man die Sprache sprechen, die sie auch sprechen", sagte er.

Der M100 Media Award wird jährlich an Menschen vergeben, die sich für Presse- und Meinungsfreiheit sowie Demokratie einsetzen. Zu den früheren Preisträgern gehören der italienische Mafiaexperte Roberto Saviano, das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" und der verstorbene deutsche Ex-Aussenminister Hans-Dietrich Genscher.

Erdogan wird auf Einladung von Bundespräsident Steinmeier Ende September zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Berlin erwartet. Auch ein Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel ist vorgesehen.

Yücel war Mitte Februar nach einem Jahr in türkischer Untersuchungshaft freigelassen worden und nach Deutschland zurückgekehrt. Die türkische Justiz wirft dem 44-Jährigen wegen seiner Artikel "Volksverhetzung" und "Terrorpropaganda" vor. Die deutsche Regierung sieht die Vorwürfe als politisch motiviert an. (sda/afp)

 
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