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Zu Besuch bei der Familie Rodriguez

Die Opfikonstrasse 113 ist keine Zürcher Flaniermeile, sie ist die erste Heimat von drei Brüdern, die im Profi-Fussball Karriere machen.
Von links: Francisco Rodriguez, Ricardo Rodriguez und Roberto Rodriguez
Von links: Francisco Rodriguez, Ricardo Rodriguez und Roberto Rodriguez (Bild: KEYSTONE/PATRICK HUERLIMANN)

Der Zürcher Sportjournalist Thomas Renggli hat sich intensiv mit Roberto, Ricardo und Francisco Rodriguez befasst.

Begonnen hat die spannende Rodriguez-Story im Schulhaus Auzelg in Schwamendingen. In diesem Zürcher Quartier ist die halbe Welt zu Hause. "Die Kinder, die im Hort der Schule Auzelg miteinander spielen, kommen aus allen Himmelsrichtungen. Von den derzeit 230 Schülerinnen und Schülern sind über 80 Prozent fremdsprachig", schreibt Autor Renggli. Hier wurde das berühmteste Schweizer Fussball-Trio sozialisiert, die Kontakte rissen nie ab. "Da sind wir geboren, da fühlen wir uns wohl", sagen sie unisono.

Mit seinem breit gefächerten Buch will er nicht nur eine alles andere als profane Fussballgeschichte erzählen, er tastet sich in multikulturelle Zentren vor und geht dem aussergewöhnlichen Aufstieg dreier inzwischen auch ausserhalb der Landesgrenzen bekannten Secondos auf den Grund.

Experten wie der frühere Spitzenmanager Erich Vogel äussern sich ebenfalls zum Einfluss von Spielern mit Migrationshintergrund: "Die Schweizer Nationalmannschaft wäre ohne Secondos international nicht konkurrenzfähig." Ottmar Hitzfeld, unter dem Welt-Trainer bestritt Ricardo Rodriguez im Herbst 2011 sein erstes von inzwischen 51 Länderspielen, kommt in Rengglis Werk zur Thematik ebenfalls zu Wort: "Die Migration ist ein wichtiger Bestandteil der modernen Gesellschaft." Für Nationalcoach Vladimir Petkovic sind die SFV-Auswahlen ein "Spiegelbild des Landes".

Protagonisten sind selbstredend die Söhne der spanisch-chilenischen Einwanderer. Der inzwischen via Wolfsburg zur Stammformation der AC Milan gelangte WM-Verteidiger Ricardo Rodriguez veröffentlicht zahlreiche Details aus dem unübersichtlichen Fussball-Business. Die Entwicklung seiner Geschwister Roberto (FC Zürich) und Francisco (Luzern) wird mit feinen Episoden und innerhalb von Gesprächen illustriert.

Der familiäre Aspekt erhält dem Titel entsprechend grosses Gewicht. Die zunächst schwierige Arbeitssituation des Vaters José und das spätere Drama um die Mutter lösen beklemmende Gefühle aus. "Dass sie gestorben ist, habe ich bis heute nicht verkraftet", sagt José. Im November 2015 erlag Marcela im Alter von 47 ihrem Krebsleiden.

"Als sie starb, war es für mich, als würde für mich die Welt untergehen. Es tut mir unendlich weh, dass ich ihr nicht all das zurückgeben konnte, was sie für mich und meine Brüder getan hat", wird Ricardo Rodriguez zitiert. Die Passagen lassen eine Nähe zu, die berührt.

"Roberto Ricardo Francisco Rodriguez - Drei Brüder - Eine Familie". - 256 Seiten, erschienen im Wörterseh-Verlag, 34.90 Franken. ISBN 978-3-03763-097-6. - Eine detaillierte Aufarbeitung des sozialen Aufstiegs und Durchbruchs der Schweizer Fussball-Familie Rodriguez. Das Trio Roberto, Ricardo und Francisco Rodriguez gewährt einen tiefen Einblick in eine faszinierende Geschichte, die einst im Zürcher Quartier Schwamendingen begonnen hat. - Der freischaffende Autor Thomas Renggli gehörte zum persönlichen Mitarbeiterstab des früheren FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, zuvor war der Zürcher für die NZZ, Ringier und die Nachrichtenagentur Sportinformation tätig. (sda)

 
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