Schwere Aufgabe für die WM-Tipper
Die zu erwartende Ausgeglichenheit und die sich daraus ergebende Spannung könnten der Ausgleich dafür sein, dass es in der Gruppe H keine Mannschaft mit einem wirklich grossen Renommee gibt. Im Unterschied zu allen andern Gruppen ist keine Weltmeister-Nation anzutreffen, auch einen früheren WM-Finalisten sucht man vergebens. Mit den zwei lange zurückliegenden Halbfinal-Auftritten Polens hat es sich für diese Gruppe.
Den Polen muss man als europäischen Vertreter und als klaren Sieger ihrer Qualifikationsgruppe das Weiterkommen zutrauen. Ihre Mannschaft, abgeschirmt von Goalie Wojciech Szczesny von Juventus Turin, besteht nicht nur aus Bayerns Torproduzenten Robert Lewandowski. Aufbauer Piotr Zielinski und Stürmer Arkadiusz Milik beispielsweise, beide jung und für Napoli tätig, sind erstklassige Kräfte. Milik verpasste allerdings mehr als die Hälfte der Saison wegen einer Verletzung. Als er wieder spielen konnte, war er meistens Ersatz.
Polen ist in gewisser Weise ein Klein Niederlande. Die guten Spieler werden älter, die Klasse nimmt ab. Lewandowski wird während der WM 30. Lukasz Piszczek ist 33. "Kuba" Blaszczykowski wird im Dezember 33 und ist nicht mehr Leistungsträger in Dortmund, sondern oft verletzter Ergänzungsspieler bei Fastabsteiger Wolfsburg. Nationalcoach Adam Nawalka muss überdies den kurzfristigen Ausfall des verletzten Abwehrchefs Kamil Glik verkraften.
Die Japaner hatten keinen ruhigen Frühling. Die Serie negativer Resultate hatte schon im Dezember mit einem 1:4 gegen den Erzrivalen Südkorea begonnen. Im März folgten ein 1:1 und ein 1:2 gegen die nicht an der WM spielenden Mali und Ukraine. Die schwachen Leistungen kosteten den weit gereisten Coach Vahid Halilhodzic den Job. Der Verband setzte kurzfristig einen Japaner ein, Akira Nishino. Dabei hatten fast ausschliesslich reputierte ausländische Nationaltrainer die relativ erfolgreiche Zeit des japanischen Fussballs - fünf WM-Teilnahmen seit 1998 - geprägt. Sie hiessen Philippe Troussier, Zico, Ivica Osim, Alberto Zaccheroni, Javier Aguirre und Halilhodzic.
An individuellem Können wird Japan in Russland einiges bieten - nicht nur mit den Offensivkräften mit Vornamen Shinji (Kagawa von Dortmund, Okazaki von Leicester).
Wie Japan ist auch Kolumbien schwer einzuschätzen. Die Mannschaft erreichte die Qualifikation auf dem 4. Platz der Südamerika-Zone, deutlich hinter Brasilien sowie relativ knapp hinter Uruguay und Argentinien. In den Testspielen dieses Frühlings liessen die Südamerikaner mit einem 3:2-Sieg (nach frühem 0:2-Rückstand in Paris gegen Frankreich aufhorchen, bevor sie zwei torlose Unentschieden auf neutralem Boden gegen Australien und Ägypten folgen liessen.
Der Argentinier José Pekerman, 2012 in Kolumbien eingestellt und mithin einer der dienstältesten Trainer des WM-Turniers, kann in seinem Kader auf ein paar Kräfte zurückgreifen, die im Weltfussball mindestens so bekannt sein dürften wie die bekanntesten Schweizer. Zu ihnen zählen James Rodriguez, Radamel Falcao und Juan Cuadrado, lauter Spieler mit offensiver Orientierung.
Senegal hat in der westafrikanischen Hierarchie die Elfenbeinküste, Nigeria, Ghana und Kamerun hinter sich gelassen. Seit dem 31. Mai 2002 ist bekannt, wozu die Mannschaft fähig ist. Sie siegte damals im Eröffnungsspiel der WM in Seoul gegen Weltmeister und Europameister Frankreich 1:0. Die Franzosen schieden nach den Gruppenspielen aus. Papa Bouba Diop nach einer halben Stunde war der unvergessliche Torschütze. Henry, Trezeguet, Djorkaeff, Wiltord, Desailly, Lizarazu und andere verzweifelten. Was ihm 2002 gegen eine Übermannschaft geglückt war, könnte dem Senegal 2018 gegen andere Gegner gelingen. Sadio Mané, engster Mitarbeiter von Mohamed Salah in Liverpools Torproduktion, und Verteidiger Kalidou Koulibaly sind für Nationalcoach Aliou Cissé die Trümpfe im Kader, das 15 Spieler aus den grossen europäischen Ligen umfasst. Einer von ihnen ist der langjährige Sittener Stürmer Moussa Konaté. (sda)
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Alberto Zaccheroni
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