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Ramadan als besondere Herausforderung

Für muslimische Spieler war die Vorbereitung auf die WM in Russland eine spezielle Herausforderung. Der Fastenmonat Ramadan, der am Donnerstagabend endet, könnte auf die Leistungen Einfluss haben.
Dank freundlicher Unterstützung des eigenen Goalies zur Trinkpause nach Sonnenuntergang: Tunesiens Yassine Meriah
Dank freundlicher Unterstützung des eigenen Goalies zur Trinkpause nach Sonnenuntergang: Tunesiens Yassine Meriah (Bild: KEYSTONE/AP)

Welche Spieler und Teams sich seit Mitte Mai ans Fasten gehalten haben, ist unklar. Für die meisten ist der Umgang mit dem Ramadan eine persönliche Angelegenheit, die nicht in die Öffentlichkeit gehört, zumal die Meinungen über das richtige Verhalten eines Spitzensportlers während des Fastenmonats auseinandergehen. Es existiert durchaus Raum für Interpretationen.

Man könne seine religiösen Pflichten aussetzen und auf später verschieben, wenn man etwa auf Reisen sei, erklärte Omar Bachaschwain, der Teammanager von Saudi-Arabien, gegenüber der arabischen Zeitung "The National". Die meisten Spieler würden sich aber daran halten. Saudi-Arabien ist das einzige mehrheitlich aus muslimischen Spielern bestehende Team, das während des Ramadans zum Einsatz kommt - am Donnerstagabend in Moskau gegen Russland noch vor dem Sonnenuntergang, der den Abschluss des Ramadans bedeutet.

Neben Saudi-Arabien sind auch der Iran und die fünf afrikanischen Teilnehmer - Tunesien, Ägypten, Marokko, Senegal und Nigeria - stark vom Ramadan betroffen. Gernot Rohr, der frühere YB-Trainer, der heute Nigeria betreut, glaubt, dass die Auswirkungen eine Weile spürbar sein werden: "Für das erste Spiel wird es nicht einfach, das wegzustecken." Nigeria spielt erstmals am Samstag gegen Kroatien. Marokko und der Iran im Direktduell sowie Ägypten gegen Uruguay stehen schon am Freitag im Einsatz.

Tricks und Verzicht

Es sei eine grosse Herausforderung und kompliziert, sagte Ägyptens Teamarzt Mohamed Abouelela. In der Vorbereitung musste von den Schlafzeiten bis zur Anzahl Mahlzeiten alles umgestellt werden. "Wir haben nur einen Zeitraum von sechs, sieben Stunden, um zweimal zu essen und ein gutes Training durchzuführen." Trotz der Unannehmlichkeiten überwiegt etwa für Ägyptens Star Mohamed Salah das Positive: "Der Ramadan erfüllt mich und macht mich glücklich."

Wie bei den Ägyptern dürfte auch bei den Tunesiern die Mehrheit der Spieler den Ramadan einhalten. Die Maghrebiner griffen in der Vorbereitung auf einen Trick zurück, um während zweier Testspiele nach Sonnenuntergang zum Essen und Trinken zu kommen. Goalie Mouez Hassen täuschte gegen Portugal (2:2) und die Türkei (2:2) jeweils kurz nach der Pause eine Verletzung vor. Seine Teamkollegen tranken und assen, während er sich behandeln liess. Zweimal machte Tunesien in der Folge noch einen Rückstand wett.

Senegals Nationaltrainer Aliou Cissé, wie vieler seiner Spieler ein Moslem, meinte: "Jeder weiss, dass Spitzenfussball und Ramadan nicht kompatibel sind." Der 42-Jährige wollte nicht verraten, ob seine Spieler fasten. Gemäss senegalesischen Medienberichten hat sich das Team aber darauf geeinigt, nicht zu fasten.

In der muslimischen Welt wird das Thema kontrovers diskutiert. Dass sich die Spieler zu ihrem Verhalten ungern äussern, hat auch mit einigen Reaktionen in der Vergangenheit zu tun. Dass Salah vor dem Champions-League-Final einen Tag mit dem Fasten aussetzte und sich während der Partie gegen Real Madrid verletzte, verleitete ein kuwaitischen Scheich dazu, von göttlicher Strafe zu reden. (sda)

 
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