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Nasser al-Khelaifi im Visier der Justiz

Die Schweizer Bundesanwaltschaft leitet gegen Nasser al-Khelaifi, den katarischen Präsidenten von Paris Saint-Germain, ein Strafverfahren unter anderem wegen des Verdachts der Bestechung ein.
Nasser Al-Khelaifi
Nasser Al-Khelaifi (Bild: KEYSTONE/AP/CLAUDE PARIS)

Die Vorwürfe richten sich gegen den katarischen Geschäftsmann in dessen Rolle als Geschäftsführer der Sportrechtefirma BeIN Media Group. Demnach bestehe der Verdacht, dass der inzwischen für zehn Jahre gesperrte Ex-FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke im Zusammenhang mit der Vergabe von Medienrechten für die Weltmeisterschaften von 2026 und 2030 "nicht gebührende Vorteile" von Nasser al-Khelaifi angenommen habe, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Gegen Valcke läuft bereits ein anderes Strafverfahren, das die Bundesanwaltschaft im März 2016 eröffnet hatte.

Die FIFA legte am Donnerstag in einer Stellungnahme eine Liste von Vereinbarungen über die Medienrechte für 2026 und 2030 vor. Demnach hat BeIN die Lizenzen für 24 Länder in Nordafrika, im Nahen Osten und am Persischen Golf inne. Ausserdem erklärte der Weltverband, er unterstütze "voll und ganz die Untersuchung" der Schweizer und der anderen Behörden. Die FIFA sei bei dieser Untersuchung die "geschädigte Partei". Gleichzeitig wiesen die BeIN Media Group und Valcke die Vorwürfe zurück.

Valcke wurde als Beschuldigter verhört, aber nicht in Untersuchungshaft genommen, teilte die Bundesanwaltschaft (BA) mit. Der Franzose war erst am Mittwoch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seiner Zehn-Jahres-Sperre durch die FIFA vorstellig. Dabei war es um Unregelmässigkeiten beim Verkauf von WM-Tickets und Übertragungsrechten gegangen. Er habe immer im Interesse der FIFA gehandelt, rechtfertigte sich der einstige Vertraute des ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter.

Verdacht auf Bestechung, Betrug und Urkundenfälschung

In dem neuen Fall ist neben Al-Khelaifi auch ein weiterer namentlich nicht genannter Geschäftsmann betroffen. Konkret ermitteln die Schweizer Behörden neben dem Verdacht der Bestechung noch wegen Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie der Urkundenfälschung.

In diesem Zusammenhang war es in Kooperation mit den Behörden in Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien an verschiedenen Orten zu Hausdurchsuchungen gekommen. So wurden am Donnerstag unter anderem die Pariser Büros des TV-Senders BeIN Sports France durchsucht.

In den zurückliegenden Wochen sind die Ermittler offenbar auf genügend Material gestossen, um ein Strafverfahren gegen Al-Khelaifi zu eröffnen. Dies dürfte ein schwerer Schlag für Al-Khelaifi sein, von dem es zunächst keine öffentliche Stellungnahme zu den Vorwürfen gab. Schliesslich ist der Unternehmer gerade dabei, PSG als Weltmarke im Fussball zu etablieren.

Skandalumwitterte WM-Vergaben

Neben Neymar war im Sommer auch der französische Jungstar Kylian Mbappé nach Paris gewechselt. Ein Transfer, der bis nächsten Sommer ein Volumen von 180 Millionen Euro erreicht. Damit hat PSG seit 2012 schon weit über eine Milliarde Euro dank der Geldgeber aus dem Golfstaat investiert. Die UEFA hat diesbezüglich auch Untersuchungen wegen des Verstosses gegen das Financial Fairplay eingeleitet.

Seitdem sich die Schweizer Bundesanwaltschaft dem Korruptionssumpf bei der FIFA angenommen hat, stossen die Ermittler immer wieder auf Verbindungen nach Katar. Schliesslich laufen bereits seit geraumer Zeit Untersuchungen wegen Korruption bei den WM-Vergaben 2018 nach Russland und 2022 nach Katar. Im Jahr 2010 hatte die FIFA in einer skandalumwitterten Doppelvergabe die WM-Endrunden 2018 nach Russland und 2022 nach Katar vergeben.

Sichtung einer gewaltigen Datenmenge

Seit dem WM-Zuschlag ist Katar noch aggressiver auf den Sportmarkt getreten. 2011 übernahm die Qatar Sports Investments den französischen Klub PSG, als Statthalter des Emirs Hamad Ben Khalifa Al-Thani wurde Al-Khelaifi eingesetzt, ein früherer Davis-Cup-Spieler.

Im "Fussball-Untersuchungskomplex" - Vorkommnisse rund um den Weltfussballverband FIFA sind ein Teil davon - ermitteln die Bundesanwaltschaft und die Justiz in den USA seit etwa zwei Jahren. Die Bundesanwaltschaft führt dabei rund 25 Strafverfahren und analysiert eine Datenmenge von rund 19 Terabytes an sichergestellten Unterlagen. (sda/apa/reu)

 
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