Deschamps' Schlüsselmomente
Als sich das französische Team auf dem Rasen des Luschniki-Stadions auf den Weg gemacht hatte, die Belohnung für den Effort der letzten Wochen in Form der Medaillen und des WM-Pokals entgegen zu nehmen, öffnete der Himmel über Moskau endgültig alle Schleusen. Der strömende Regen tat der französischen Glückseligkeit aber keinen Abbruch - auch derjenigen von Staatspräsident Emmanuel Macron nicht. Tropfnass umarmte und küsste er die Spieler, und als die Reihe an Didier Deschamps war, schien es, als wolle Macron den "Sélectionneur" nicht mehr loslassen.
Deschamps war als Captain 1998 und nun als Trainer der Baumeister der beiden französischen WM-Titel. Der 49-Jährige hat während seiner Amtszeit eine Qualität an den Tag gelegt, um die ihn wohl jedes Staatsoberhaupt beneidet: Er bewährte sich als Krisenmanager. Innerhalb von sechs Jahren schaffte es der Captain der 1998er-Generation, "Les Bleus" zurück in die Erfolgsspur zu führen. Als Deschamps das Amt von seinem Vorgänger Laurent Blanc 2012 übernahm, hallte noch immer die "Schande von Knysna" nach, als die Mannschaft während der WM 2010 in Südafrika gestreikt hatte. Der gute Ruf der "Equipe tricolore" war noch nicht wieder hergestellt.
Die menschliche Zusammensetzung einer Mannschaft sei für den Erfolg entscheidend, sagte Deschamps. "Der wichtigste Entscheid bei dieser WM war, als wir vor dem Turnier die 23 Spieler bestimmt haben." Es gehe darum, die menschliche Balance zu finden - auf und neben dem Platz. Als Trainer sei viel psychologisches Geschick gefragt, immer wieder müsse man mit den Spielern diskutieren. "Aber das geschieht nicht von einem Tag auf den anderen."
Er habe vor Beginn des Turniers daran geglaubt, dass sie den Titel gewinnen könnten, so Deschamps. "Die Qualität hatten wir. Aber ich wusste nicht, ob diese junge Mannschaft auch die mentale Fähigkeit besitzt, die an einem solchen Turnier nötig ist." Als Schlüsselerlebnis nannte Deschamps die Partie gegen Argentinien, als Frankreich im Achtelfinal 1:2 zurücklag, das Spiel aber noch 4:3 gewann. "Gegen Argentinien mit Messi ein Spiel zu drehen, das gibt enorm Rückenwind. Die Euphorie danach war sehr gross."
Auch die Spieler wussten, bei wem sie sich nach dem Titel zu bedanken hatten. Bereits auf dem Feld liessen sie Deschamps hochleben. Und als der Trainer in den Katakomben des Luschniki-Stadions zur Pressekonferenz erschien, stürmten die Spieler den Presseraum, verpassten ihrem Trainer eine Bierdusche und sangen: "On est Deschampion, on est Deschampion, on est, on est, on est Deschampion!"
Vor zwei Jahren waren Frankreichs Fussballer noch als Verlierer aus dem EM-Final hervorgegangen. "Das hat sehr, sehr weh getan", sagte Deschamps. Persönlich habe er viel aus der Niederlage gelernt. "Es war nicht immer einfach, aber weil die Mannschaft zugehört hat, haben wir die schweren Momente hinter uns gelassen. Und wären wir damals Europameister geworden, wären wir heute möglicherweise nicht Weltmeister." (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.