Das Hin und Her hat noch keine Ende
Als Sergio Ramos am 26. Mai im Champions-League-Final in Kiew bei Salah einhakte und ihm nach einer unfreiwillig gemeinsamen Judo-Rolle mit vollem Gewicht auf dessen linke Schulter fiel, stockte nicht nur den Liverpool-Fans der Atem. Auch in Ägypten wurden die Tränen bei der verletzungsbedingten Auswechslung nach einer halben Stunde Spielzeit mit Bestürzung registriert. Sollte der Starspieler, der im eigenen Land vergöttert wird, die erste WM seit 28 Jahren wegen einer Bänderverletzung verpassen?
Salahs Reaktion auf "den Tiefpunkt meiner Karriere" hatte jedenfalls darauf hingedeutet. "Als ich zu Boden ging, spürte ich eine Mischung aus physischem Schmerz, grossen Sorgen, Wut und Traurigkeit", erzählte er nach dem Final der spanischen Zeitung "Marca". "Wenige Momente später dachte ich daran, dass die Möglichkeit besteht, dass ich an der WM nicht würde spielen können. Das war ein niederschmetternder Gedanke."
Die Situation war nicht ohne Brisanz - für alle Involvierten. Für Ramos, weil er in Kauf genommen hatte, Salah mit allen Mitteln zu stoppen und mit heftigen Reaktionen der Fans rechnen musste. Für Salah, weil er nach fünf Toren in der WM-Qualifikation sowie den Ehren als Liverpools Topskorer (44 Tore in allen Pflichtspielen) und Torschützenkönig in der ersten Premier-League-Saison (32) Gefahr lief, beim bislang wichtigsten Turnier seiner Karriere nicht dabei sein zu können. Und für Ägyptens Verband, weil er seinen wichtigsten Trumpf zu verlieren drohte. Also schalteten sich sogar hohe Politiker ein. Sportminister Khaled Abdel-Azizi sagte am Tag nach dem Champions-League-Final, Salah sei rechtzeitig für die WM wieder fit. Was hätte er angesichts der Umstände auch anderes sagen sollen?
Seither gab es tägliche Wasserstandsmeldungen zum "Egyptian King", vermutlich sämtliche Möglichkeitsformen wurden einmal genannt. Erst seit Mittwoch trainiert Salah mit der Mannschaft, über die Intensität ist nichts bekannt. Letzter Stand vor dem Turnierbeginn der Ägypter: "Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird er spielen", sagte Nationaltrainer Hector Cuper. "Ich bin zuversichtlich, dass er auf dem Feld stehen wird."
Sollte Ägyptens Starspieler an seinem 26. Geburtstag nicht einsatzfähig sein, hat Trainer Cuper "einen Plan B, genauso wie Argentinien, wenn sie ohne Lionel Messi spielen". Dieser Vergleich trifft es ganz gut. Ohne Salah fehlt Ägypten der Faktor Weltklasse, vor dem die Rivalen Respekt haben. Das zeigte sich in den letzten drei Testspielen vor der WM, als dem siebenfachen Afrika-Cup-Sieger nur ein Tor gelang.
Was immer passieren wird, Salah hat seit dem schmerzhaften Out in Kiew eine Mission. "Ich bin ein Kämpfer und zuversichtlich, dass ich euch in Russland alle stolz machen werde", teilte er tags darauf via soziale Netzwerke mit. Damit schürte der einstige Basler bei fast 17 Millionen Followern auf Twitter und Facebook Hoffnungen - und Erwartungen. (sda)
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