Walter Wegmüller im Museum im Lagerhaus
Walter Wegmüller stammt aus einer Familie von Fahrenden und wurde seiner Mutter weggenommen. Er wächst als Verdingkind auf und wird von verschiedenen Landwirten hin- und hergeschoben. "Das Wissen fürs Leben habe ich mir erst nach der Schule angeeignet", sagte Wegmüller am Montag im Museum im Lagerhaus. Gegen den Willen seines Vormundes beginnt er eine Lehre als Baumaler. Gefördert vom Lehrmeister findet er autodidaktisch von der Flach- zur Kunstmalerei.
Anfang der 1960er-Jahre lässt er sich in Basel nieder, wo er als Hafenarbeiter, Kunstmaler und Kartenleger arbeitet. "Der Frontfüssler" (1968/69), sein Hauptwerk, befand sich für einige Jahre im Besitz von Friedrich Dürrenmatt. "Ich hatte das Bild noch gar nicht verdaut und wollte es von Dürrenmatt zurückkaufen", erzählt Wegmüller. Erst nach Jahren habe er das Werk zum selben Preis zurückkaufen können.
Kultur der Fahrenden
Zusammen mit seinen Künstlerfreunden H.R. Giger und Claude Sandoz sperrte sich Wegmüller 1973 drei Wochen in ein Bauernhaus ein, um gemeinsam zu arbeiten. Entstanden ist die Bilderserie "Tagtraum", welche die Eigenheiten der drei Künstler vereint.
Walter Wegmüller widmete sich dem ganzen Spektrum der Kunst: Neben der Malerei machte er auch Ausflüge in die Musik, Filmwelt und Literatur. Er gehörte der psychedelischen Krautrock-Szene an, erlangte mit seinem "Zigeuner-Tarot" internationale Beachtung und gestaltete eine Swatch-Uhr.
"Seine Verbundenheit zur Kultur der Fahrenden hat Walter Wegmüller nicht nur als Menschen geprägt, sondern auch sein künstlerisches Werk", sagte Museumsleiterin Monika Jagfeld. Er war Mitbegründer, Aktivist und Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse, Dachorganisation der Jenischen und Sinti.
Seiltanz zwischen Leben und Tod
Auch die Erfahrung von Gewalt und Hunger in der Kindheit haben Walter Wegmüller geprägt. "Ich wünsche mir von den Betrachtern, dass sie meine Bilder nicht nur anschauen, sondern auch in sie hineinschauen", sagt der 80-Jährige. Essen und der gedeckte Tisch sind ein wiederkehrendes Thema. Reale und surreale Ebenen verschmelzen. "Es ist ein ewiger Seiltanz zwischen Leben und Tod", sagt der Künstler.
Die Ausstellungsstücke stammten vom Künstler selber, sind Leihgaben etwa vom H.R. Giger Museum oder von der Familie Rogger. Schon als Kind lernte Basil Rogger, Kulturwissenschaftler und Ausstellungsmacher, Walter Wegmüller kennen und verfolgt sein Arbeiten seit nunmehr über 40 Jahren. Als Berater und Co-Kurator neben Monika Jagfeld begleitet er die Ausstellung, welche bis 12. November dauert.
www.museumimlagerhaus.ch (sda)
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