Türkei lässt US-Pastor Brunson nicht frei
Im Streit zwischen der Türkei und den USA um das Schicksal des eines in der Türkei festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson hat ein Gericht in Izmir erneut die Freilassung des Mannes abgelehnt. Brunson bleibe weiter in Hausarrest, sagte sein Anwalt Ismail Cem Halavurt der Nachrichtenagentur DPA am Freitag.
In der Gerichtsentscheidung heisst es, es müssten weiterhin Beweise gesammelt und ausgewertet werden. Weil Brunson Ausländer sei, bestehe ausserdem Fluchtgefahr. Bereits am Mittwoch hatte ein anderes, untergeordnetes Gericht dem Antrag des Anwalts auf Freilassung nicht stattgegeben.
Brunson war im Oktober 2016 in der Türkei festgenommen worden, im Dezember 2016 wurde wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft gegen ihn verhängt. Vor seiner Festnahme war er Pastor in einer evangelikalen Kirche im westtürkischen Izmir. Ende Juli hatte ein Gericht die Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu 35 Jahre Gefängnis für Brunson. Trump hat mehrfach persönlich die Freilassung des Pastors gefordert.
Schwere Währungskrise
Die Auseinandersetzung mit den USA hat die Türkei in eine schwere Währungskrise gestürzt. Um Brunson freizubekommen, hatten die USA Sanktionen und Strafzölle gegen die Türkei verhängt. Die Lira, die schon seit Monaten an Wert verliert, brach am vergangenen Freitag daraufhin schwer ein.
In der Nacht kündigten die USA dann weitere Sanktionen gegen die Türkei an, sollte Pastor Brunson nicht zügig freigelassen werden. Nach mehreren Tagen der Erholung verlor die Lira daraufhin am Freitag wieder stark an Wert. Zum Mittag gab die Währung im Verhältnis zum US-Dollar bis zu knapp acht Prozent nach. Auch zum Euro ging es ähnlich stark bergab.
Die Türkei kämpft derzeit an allen Fronten darum, die Lira aus ihrem Loch zu holen und das Vertrauen von Investoren und Märkten zu stärken. Am Freitag stellte der Industrieminister einen 16-Punkte-Plan zur Unterstützung kleiner und mittelständischer Betriebe sowie der Industrie vor.
Auf der Suche nach Alliierten hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sowie am Donnerstag mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron gesprochen. Sein Finanzminister und Schwiegersohn Berat Albayrak sprach am Donnerstag per Telefonkonferenz zuerst mit mehreren tausend ausländischen Investoren, danach mit seinem deutschen Amtskollegen Olaf Scholz.
Kritik an Erdogan
Der türkische Oppositionsführer hat derweil Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan für den eskalierenden Streit mit den USA und für die Währungskrise verantwortlich gemacht. Anstatt auf stur zu schalten, müsse die Regierung auf Diplomatie setzen, sagte Kemal Kilicdaroglu, Chef der grössten Oppositionspartei CHP.
Eine Wirtschaftskrise sei schon vor dem Streit mit den USA absehbar gewesen. Auch Erdogan habe das "sehr genau" gewusst. Die Regierung wolle mit der Pastoren-Krise ihre Inkompetenz und Kurzsichtigkeit vertuschen.
Am Samstag beginnen in der Türkei neuntägige Ferien zum hohen Opferfest. Aber ein Ende der Krise scheint nicht in Sicht zu sein. (sda/dpa)
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