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Korsen demonstrieren für mehr Autonomie

Drei Tage vor einem Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf Korsika haben Tausende Demonstranten in der Inselhauptstadt Ajaccio mehr Eigenständigkeit für ihre Insel gefordert.
Sie wollen mehr Unabhängigkeit von Frankreich: Am Samstag gingen Tausende Korsen für mehr Eigenständigkeit auf die Strasse.
Sie wollen mehr Unabhängigkeit von Frankreich: Am Samstag gingen Tausende Korsen für mehr Eigenständigkeit auf die Strasse. (Bild: Keystone/AP/RAPHAEL POLETTI)

An der von nationalistischen Gruppen organisierten Demonstration nahmen am Samstag bis zu 6000 Personen teil, wie die örtliche Präfektur mitteilte. Die Organisatoren sprachen nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP von 22'000 bis 25'000 Teilnehmern.

Die Nationalisten fordern für die französische Mittelmeerinsel einen Autonomiestatus. Unter anderem wollen sie erreichen, dass Korsisch als offizielle Sprache anerkannt wird. Die Abspaltung von Frankreich streben sie nicht an. Ein Szenario wie in Spanien, das von den katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen in die Krise gestürzt wurde, droht auf Korsika also nicht.

Verhandlungen gefordert

Nationalistische Kräfte waren gestärkt aus der Regionalwahl im Dezember hervorgegangen. Nach Gesprächen mit Vertretern der französischen Zentralregierung hatten sich korsische Politiker zuletzt enttäuscht gezeigt.

Mit der Demonstration unmittelbar vor Macrons zweitägigem Besuch wollen die Organisatoren neue Verhandlungen durchsetzen. Auch eine kurz zuvor verabschiedete Resolution des Inselparlaments soll den Druck erhöhen.

Die Demonstration sei nicht gegen die Regierung gerichtet, betonte der Chef des korsischen Exekutivrats, Gilles Simeoni, in einem Interview mit dem TV-Sender France 2. Vielmehr bestehe nun nach viel Unverständnis zum ersten Mal die Chance auf einen "fruchtbaren Dialog". "Deshalb erwarten wir uns viel vom Besuch des Präsidenten."

Autonomiebestrebungen gibt es in Korsika seit Jahrzehnten - lange waren sie überschattet von Gewalt. 2014 legte die Korsische Nationale Befreiungsfront FLNC jedoch die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen nationalistische Kräfte politisch an Bedeutung.

Auch Macrons zweitägiger Besuch steht zunächst im Zeichen der Erinnerung an die teils blutige Vergangenheit. Am Dienstag will der Präsident an Gedenkfeierlichkeiten für den ermordeten Präfekten Claude Érignac teilnehmen. Der Tod dieses Vertreters des Staats auf der Insel jährt sich dann zum 20. Mal. (sda/dpa)

 
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