Familientreffen von Koreanern
Unter ihnen waren am Montag auch die 92-jährige Südkoreanerin Lee Keum Seon und ihr mittlerweile 71-jähriger Sohn, den sie zuletzt als Kleinkind gesehen hatte. Mit Freudentränen in den Augen ergriff sie dessen Hand und fragte: "Wie viele Kinder hast du?"
Insgesamt treffen im nordkoreanischen Diamanten-Gebirge in einem Ferienhotel von Montag bis Mittwoch 89 südkoreanische Senioren auf rund 180 nordkoreanische Verwandte. Die meisten sind weit über 80 Jahre alt, ausgewählt wurden sie aus 57'000 Bewerbern per Zufallslotterie.
101-Jähriger sieht Enkelin
Zur Freude bleibt ihnen allerdings nicht allzu viel Zeit. Bis Mittwoch können sie rund elf Stunden mit ihren Verwandten verbringen, bevor sie zurück in die Heimat müssen. Es sind die ersten koreanischen Familienzusammenführungen seit mehr als drei Jahren. Am Freitag soll es dann zu einer zweiten Runde kommen.
In dem riesigen Hotelsaal sitzen die Menschen an durchnummerierten Tischen, wie im koreanischen Fernsehen zu sehen ist. Dabei ist auch der Baek Seong Gyu, mit 101 Jahren der älteste Teilnehmer. Er sitzt im Rollstuhl.
Für seine Enkeltochter hat er eine ganze Reihe an Geschenken in seinem Gepäck, darunter 30 Paar Schuhe und 20 Besteck-Sets aus Edelstahl: "Es ist sicher das letzte Mal, dass wir uns sehen können. Deshalb habe ich viel mitgebracht", sagte er sichtlich gerührt.
Seit 1953 getrennt
Der südkoreanische Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatten bei ihrem innerkoreanischen Gipfeltreffen beschlossen, die ausgesetzten Familienzusammenführungen rasch wieder aufzunehmen. Die koreanische Halbinsel ist seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 geteilt.
Südkoreas Regierung pocht seit längerem darauf, möglichst regelmässig Treffen zwischen den getrennten Familien zu veranstalten. Das nordkoreanische Regime jedoch hat deren Zustandekommen regelmässig an politische Vorbedingungen geknüpft und immer wieder platzen lassen.
Insgesamt gab es seit der Jahrtausendwende 20 Familienzusammenführungen mit rund 23'500 Teilnehmern. Zuletzt fanden sie im Jahr 2015 statt, danach hatten sich die Beziehungen durch nordkoreanische Atom- und Raketentests wieder verschlechtert.
Seit dem Koreakrieg entzweit die beiden Nachbarstaaten eine verminte entmilitarisierte Zone. Rund 700'000 Koreaner sollen während der Wirren des Kriegs gen Süden geflohen sein.
Keine Verbindungen
Das abgeschottete Nordkorea wird totalitär geführt und gilt als einer der am schwersten zugänglichen Staaten der Erde. Südkorea ist dem westlichen Beispiel gefolgt und wird demokratisch regiert. Die getrennten Familien haben de facto keine Möglichkeiten zum Kontakt.
Es gibt weder eine direkte Flug- noch Landstrecke zwischen den zwei Koreas, keine zivilen Telefon- oder Postverbindungen. Pjöngjang schottet seine Bürger strikt von Informationen über die Aussenwelt ab und verweigert einem Grossteil seiner Bevölkerung den Zugang zum Internet. Doch auch in Südkorea muss jeder Kontakt zu Nordkorea zuvor von der eigenen Regierung genehmigt werden.
Der Veranstaltungsort ist ein vom südkoreanischen Hyundai-Konzern errichtetes Ferienhotel, das nach der Jahrtausendwende den innerkoreanischen Tourismus ankurbeln sollte. Seit 2008 lag es jedoch weitgehend brach. (sda/dpa)
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