Brexit: May kritisiert EU-Partner
"Ich habe die EU immer mit Respekt behandelt. Grossbritannien erwartet dasselbe", sagte sie weiter. Zugleich forderte sie nun Gegenvorschläge von der Europäischen Union.
Sie werde zudem weder das Ergebnis des Referendums rückgängig machen noch ihr Land auseinanderbrechen lassen, betonte die Regierungschefin. Bei letzterem bezog sie sich auf die Irland-Frage. Hier werde sie unnachgiebig blieben.
May hatte aber am Donnerstag angekündigt, einen neuen Vorschlag für die Lösung der Irland-Frage in Kürze vorzulegen. Befürchtet wird nämlich, dass neue Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland den Konflikt in der Ex-Bürgerkriegsregion wieder anfachen könnten.
Erneut machte May ausserdem deutlich, dass sie am Schluss nicht irgendein Abkommen akzeptieren werde: "Kein Abkommen ist besser als ein schlechtes Abkommen", wiederholte sie in ihrer kurzfristig anberaumten Stellungnahme.
Mays Gipfel-Desaster
Am zweitägigen EU-Gipfel in Salzburg hatte die britische Premierministerin ein Debakel erlebt. Die EU-Staats- und Regierungschefs lehnten die britischen Vorschläge zum Brexit ab, weil diese den gemeinsamen Binnenmarkt untergraben würden.
Im weiteren pocht die EU weiter auf einen Durchbruch bei den Brexit-Verhandlungen bereits Mitte Oktober. Ursprünglich hatte EU-Ratspräsident Donald Tusk eine Verlängerung der Frist bis zu einem Sondergipfel Mitte November vorgeschlagen.
Stattdessen entschieden die 27 übrigen EU-Staats- und Regierungschef, den Zeitdruck aufrecht zu erhalten. Das Vereinigte Königreich will sich bereits Ende März 2019 von der Staatengemeinschaft trennen.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker versuchte nach dem Gipfel in Salzburg, die Wogen zu glätten. "Wir sind mit Grossbritannien nicht im Krieg", wird er in der österreichischen Zeitung "Die Presse" am Freitag zitiert. Beide Seiten hätten sich in den Austrittsgesprächen angenähert.
EU-Politiker beschimpft
Die britischen Medien reagierten mit Beschimpfungen von EU-Politikern und scharfer Kritik auf den Salzburger Gipfel. "Europäische dreckige Ratten" titelte etwa die Boulevardzeitung "The Sun" am Freitag.
Dazu druckte sie eine Fotomontage von zwei Gangstern mit Maschinengewehren, die den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Ratspräsident Tusk zeigen sollten. "Euro-Gangster überfallen May aus dem Hinterhalt", hiess es darunter in etwas kleinerer Schrift.
"Wir können es gar nicht abwarten, die Schmalspur-Gangster, die die Europäische Union führen, abzuschütteln", schrieb die "Sun" weiter. Premierministerin Theresa May, die an ihren Brexit-Plänen festhielt, habe mit ihrer klaren Position in Salzburg alles richtig gemacht.
"Nein, Nein, Nein" schrieb die Zeitung "Metro" auf Deutsch und in riesigen Buchstaben auf ihrer ersten Seite. Das Blatt "i" sprach vom "Salzburg-Desaster". Der linksliberale "Guardian" nannte die Vorgänge auf dem zweitägigen Treffen in Österreich eine Demütigung für May, ebenso wie die "Times".
Einhellig kommen die Zeitungen zum Schluss, dass nach dem Salzburger Gipfel die Gefahr eines EU-Austritts ohne Abkommen gestiegen ist. Damit droht - so fürchten unter anderem viele Unternehmen - ein chaotischer Brexit mit katastrophalen Folgen.
Börse reagierte
Das britische Pfund fiel nach der Stellungnahme Mays um bis zu 1,4 Prozent auf 1,3082 Dollar und steuert damit auf den grössten Tagesverlust seit elf Monaten zu.
Das wegen Unsicherheiten durch den Bexit schwächere Pfund machte Aktien an der Londoner Börse für die Investoren indes attraktiver: Der Leitindex stieg um 1,4 Prozent. (sda/dpa/afp/reu)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.