­
­
­
­

Brexit: May kritisiert EU-Partner

Die Absage der EU an den so genannten Chequers-Plan der britischen Regierung zur Ausgestaltung der künftigen Handelsbeziehungen sei "inakzeptabel", sagte die britische Premierministerin Theresa May am Freitag in einer Ansprache in London.
Die britische Premierministerin Theresa May hat die EU am Freitag in London wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem britischen Plan zur Ausgestaltung der künftigen Handelsbeziehungen scharf kritisiert.
Die britische Premierministerin Theresa May hat die EU am Freitag in London wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem britischen Plan zur Ausgestaltung der künftigen Handelsbeziehungen scharf kritisiert. (Bild: KEYSTONE/AP Pool Getty Images/JACK TAYLOR)

"Ich habe die EU immer mit Respekt behandelt. Grossbritannien erwartet dasselbe", sagte sie weiter. Zugleich forderte sie nun Gegenvorschläge von der Europäischen Union.

Sie werde zudem weder das Ergebnis des Referendums rückgängig machen noch ihr Land auseinanderbrechen lassen, betonte die Regierungschefin. Bei letzterem bezog sie sich auf die Irland-Frage. Hier werde sie unnachgiebig blieben.

May hatte aber am Donnerstag angekündigt, einen neuen Vorschlag für die Lösung der Irland-Frage in Kürze vorzulegen. Befürchtet wird nämlich, dass neue Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland den Konflikt in der Ex-Bürgerkriegsregion wieder anfachen könnten.

Erneut machte May ausserdem deutlich, dass sie am Schluss nicht irgendein Abkommen akzeptieren werde: "Kein Abkommen ist besser als ein schlechtes Abkommen", wiederholte sie in ihrer kurzfristig anberaumten Stellungnahme.

Mays Gipfel-Desaster

Am zweitägigen EU-Gipfel in Salzburg hatte die britische Premierministerin ein Debakel erlebt. Die EU-Staats- und Regierungschefs lehnten die britischen Vorschläge zum Brexit ab, weil diese den gemeinsamen Binnenmarkt untergraben würden.

Im weiteren pocht die EU weiter auf einen Durchbruch bei den Brexit-Verhandlungen bereits Mitte Oktober. Ursprünglich hatte EU-Ratspräsident Donald Tusk eine Verlängerung der Frist bis zu einem Sondergipfel Mitte November vorgeschlagen.

Stattdessen entschieden die 27 übrigen EU-Staats- und Regierungschef, den Zeitdruck aufrecht zu erhalten. Das Vereinigte Königreich will sich bereits Ende März 2019 von der Staatengemeinschaft trennen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker versuchte nach dem Gipfel in Salzburg, die Wogen zu glätten. "Wir sind mit Grossbritannien nicht im Krieg", wird er in der österreichischen Zeitung "Die Presse" am Freitag zitiert. Beide Seiten hätten sich in den Austrittsgesprächen angenähert.

EU-Politiker beschimpft

Die britischen Medien reagierten mit Beschimpfungen von EU-Politikern und scharfer Kritik auf den Salzburger Gipfel. "Europäische dreckige Ratten" titelte etwa die Boulevardzeitung "The Sun" am Freitag.

Dazu druckte sie eine Fotomontage von zwei Gangstern mit Maschinengewehren, die den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Ratspräsident Tusk zeigen sollten. "Euro-Gangster überfallen May aus dem Hinterhalt", hiess es darunter in etwas kleinerer Schrift.

"Wir können es gar nicht abwarten, die Schmalspur-Gangster, die die Europäische Union führen, abzuschütteln", schrieb die "Sun" weiter. Premierministerin Theresa May, die an ihren Brexit-Plänen festhielt, habe mit ihrer klaren Position in Salzburg alles richtig gemacht.

"Nein, Nein, Nein" schrieb die Zeitung "Metro" auf Deutsch und in riesigen Buchstaben auf ihrer ersten Seite. Das Blatt "i" sprach vom "Salzburg-Desaster". Der linksliberale "Guardian" nannte die Vorgänge auf dem zweitägigen Treffen in Österreich eine Demütigung für May, ebenso wie die "Times".

Einhellig kommen die Zeitungen zum Schluss, dass nach dem Salzburger Gipfel die Gefahr eines EU-Austritts ohne Abkommen gestiegen ist. Damit droht - so fürchten unter anderem viele Unternehmen - ein chaotischer Brexit mit katastrophalen Folgen.

Börse reagierte

Das britische Pfund fiel nach der Stellungnahme Mays um bis zu 1,4 Prozent auf 1,3082 Dollar und steuert damit auf den grössten Tagesverlust seit elf Monaten zu.

Das wegen Unsicherheiten durch den Bexit schwächere Pfund machte Aktien an der Londoner Börse für die Investoren indes attraktiver: Der Leitindex stieg um 1,4 Prozent. (sda/dpa/afp/reu)

 
Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Kommentare

Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben

Kommentare hinzufügen

Ähnliche Artikel

Seit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Alle Neuigkeiten und Reaktionen dazu erfahren Sie in unserem Newsblog.
26.03.2024
AboWEF 2024 in Davos
Staatsoberhäupter und Wirtschaftsführer versammeln sich in am WEF in Davos. Die wichtigsten News und manchmal auch bloss Nebensächlichkeiten hier im News-Blog.
15.01.2024
Die EU-27 und die britische Regierung haben sich am Donnerstagabend auf eine Doppelstrategie beim Brexit geeinigt. Damit wurde ein ungeregelter EU-Austritt des Landes am 29. März verhindert.
21.03.2019
­
­