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Leipziger Buchmesse: kein Besucherschwund

Die Buchbranche ist im Umbruch: Blogger machen den klassischen Literaturkritikern Konkurrenz. Autorinnen beklagen ein Machtgefälle und fordern mehr Teilnahme am Literaturbetrieb. Eines bleibt aber immer gleich: Auf der Buchmesse in Leipzig drängen sich die Menschen.
Zur Halbzeit ist die Leipziger Buchmesse gut unterwegs - mit etwas höheren Besucherzahlen als im Vorjahr. Bis am Sonntag dürften es knapp 300'000 Eintritte geben.
Zur Halbzeit ist die Leipziger Buchmesse gut unterwegs - mit etwas höheren Besucherzahlen als im Vorjahr. Bis am Sonntag dürften es knapp 300'000 Eintritte geben. (Bild: Keystone/DPA-Zentralbild/SEBASTIAN WILLNOW)

Die Leipziger Buchmesse meldet zur Halbzeit einen leichten Besucherzuwachs. An den ersten beiden Tagen seien 81'000 Besucher gezählt worden, teilte Sprecherin Julia Lücke am Freitag mit. Im Vorjahr waren es rund 80'000. Den grössten Ansturm erlebt die Bücherschau regelmässig am Wochenende, wenn sich die Menschen in den Messehallen drängen.

Der Branchentreff endet am Sonntag. Im vergangenen Jahr schlossen die Leipziger Buchmesse und das angeschlossene Lesefest "Leipzig liest" mit einer Gesamtbesucherzahl von 285'000 ab.

"Booktuber" sind den Verlagen sehr willkommen

In der Buchbranche gewinnen Blogger, Youtuber & Co weiter an Einfluss, wenn es darum geht, neue und junge Leser zu gewinnen. "Wir können über diese Medien Zielgruppen erreichen, die das klassische Feuilleton nicht mehr anspricht", sagte der Teamleiter Online-Marketing des Suhrkamp Verlags, Demian Sant'Unione, am Freitag bei einer Podiumsdiskussion.

"Leute, die gern lesen und darüber reden, sind uns sehr willkommen." Längst haben die Verlage eigene Ansprechpartner, um Kontakt zu der Szene zu halten. Beim Carlsen Verlag etwa, der auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert ist, sind drei Mitarbeiter ausschliesslich dafür zuständig. Es gibt 600 bis 800 aktive "Booktuber", wie sie sich nennen, in der Datei.

"Wir haben grosses Interesse, langfristig mit Bloggern zusammenzuarbeiten, die ihre eigenen Empfehlungen glaubwürdig vertreten", so Ute Nöth, bei Carlsen verantwortlich für die Beziehungen zu den "Social Influencern", also den sozial einflussreichen Bloggern.

#MeToo auch in der Buchbranche

Nach der Einschätzung des Verbands Bücherfrauen hat auch der Literaturbetrieb ein Sexismus-Problem. "Auf jeden Fall haben wir in der Buchbranche ein Machtgefälle zwischen Männern und Frauen", sagte die Vorsitzende Jana Stahl der Deutschen Presse-Agentur. Dies werde teilweise auch ausgenutzt.

"Da ging es vom unerwünschten Körperkontakt - da sind so Sachen gemeint wie ein sehr ausgedehnter Händedruck, der nicht mehr dem normalen entspricht, bis zum Po-Grapscher - über verbale Anzüglichkeiten bis hin zu sexuellen Andeutungen und zur Nötigung", sagte Stahl.

Die Bücherfrauen sind ein Netzwerk für Frauen aus Buchhandel, Verlagen, Agenturen und anderen Bereichen des Literaturbetriebs. In einer internen Umfrage unter den rund 1000 Verbandsangehörigen meldeten sich demnach etwa 10 Prozent mit Erfahrungen zu sexueller Belästigung zu Wort.

Chancen-Ungleichheit

Die Autorin Nina George ("Das Lavendelzimmer") kritisierte mangelnde Repräsentation von Autorinnen in den Medien. So machten Rezensionen über Werke von Frauen nur etwa ein Viertel aller Buchbesprechungen aus, sagte die 44-Jährige, die dem Präsidium des Schriftstellerverbands PEN-Zentrum Deutschland angehört. Das sei ein Strukturproblem, das sich auch durch andere Bereiche des Literaturbetriebs ziehe.

"Ich habe in einem Jahr mal die Literaturpreise gezählt. Bei den etwa 150 wichtigen, hoch dotierten Preisen gewannen Autoren rund fünfmal häufiger als Autorinnen."

Verfasserinnen: Nada Weigelt und Lisa Forster, dpa (sda/dpa)

 
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