Kunstmuseum Bern mit grosser Hodler-Schau
Heroische Gestalten, monumentale Landschaften: so würden wohl manche Laien in einer Kürzestzusammenfassung Hodler und sein Werk umschreiben. Zahlreiche Bilder des Künstlers sind einer breiten Bevölkerung bekannt. Kunstdrucke von Thunerseelandschaften zieren so manche gutbürgerliche Wohnstube und der "Holzfäller" brachte es sogar bis in ein Bundesratsbüro.
Parallelismus statt Pathos und Patriotismus: das Kunstmuseum Bern nimmt hingegen einen ganz anderen Blickwinkel ein. Es rückt die Theorie des Parallelismus ins Zentrum, die Hodler seinem Schaffen zugrunde legte. Damit wird der Blick frei auf eine Epoche des Aufbruchs in die Moderne.
Wer hats erfunden?
Hodler beanspruchte die "Erfindung" der Theorie für sich. Sie wurde jedoch aus verschiedenen Quellen und Strömungen seiner Zeit gespiesen und genährt, wie Museumsdirektorin Nina Zimmer am Mittwoch vor den Medien deutlich machte.
Das Mikroskop revolutionierte gerade die Naturwissenschaft. Forscher untersuchten erstmals Zellkerne und stiessen überall auf Symmetrien, Wiederholungen und Spiegelungen. Auch in anderen Wissenschaftszweigen war der Begriff Parallelismus und das Interesse für Wiederholungen und Symmetrien verbreitet.
Reisen mit der Eisenbahn, Fotografieren und viele andere heute gängige Errungenschaften veränderten damals den Alltag im noch jungen Bundesstaat. Der begeisterte Zugreisende Hodler habe einen "modernen Zugriff auf die Welt" gehabt, wie Zimmer ausführte.
Wiederholung, Rhythmus, Struktur gaben der zunehmend laizistischen Welt Ordnung und Übersicht.
Wiederholung als Grundprinzip
Ausgehend von Naturbeobachtungen erkannte Hodler in der Wiederholung ein Grundprinzip, das er in seinem Werks sichtbar machen wollte. Dazu bediente er sich Kompositionschemata wie Wiederholung, Symmetrie oder Spiegelung.
Diesen Gedanken verfolgt Hodler beispielsweise im Gemälde "Spaziergänger am Waldrand" das eine streng vertikal ausgerichtete Waldkulisse zeigt. Mittig im Bild der Spaziergänger.
Parallelismen erkannte Hodler nicht nur in der Landschaft, sondern auch in der menschlichen Gestalt und im Gleichgewicht gegensätzlicher Kräfte, wie dies im "Holzfäller" zum Ausdruck kommt.
In manchen Bildern dominiert die Vertikale als Grundprinzip, in anderen die Horizontale, wie beispielsweise beim "Thunersee mit Stockhornkette".
Hodlers Parallelismus beschränkte sich aber nicht nur auf Formales, sondern erstreckte sich auch auf Parallelen der menschlichen Empfindungen. In seinen grossformatigen Figurenbildern brachte er unterschiedliche Seelenzustände zum Ausdruck.
In zehn "Kapiteln" können die Ausstellungsbesucher Hodlers Theorie und deren bildnerische Umsetzung anhand von unterschiedlichen Werkgruppen und Motiven nachvollziehen.
Zu seinen Lebzeiten stiess der Künstler mit seinem Parallelismus nicht überall auf Gegenliebe. Sie mockierte sich etwa Malerkollege Koloman Moser: "Über den Parallelismus sprach Hodler wie ein Akademieprofessor. Ich staune nur immer von neuem, dass er trotz seiner Theorie so starke Dinger produziert - er meint wegen jener."
Selbstbewusst wollte der schon zu Lebzeiten berühmte Hodler am Prinzip des Parallelismus gemessen werden. "Mit der Richtigkeit oder Unrichtigkeit meines Parallelismus steht oder fällt mein Werk. Entweder ist der Parallelismus, wie ich ihn erkannt, umschrieben und angewandt habe ein Weltgesetz von allgemeiner Gültigkeit und dann ist mein Werk von universeller Bedeutung; oder aber, ich habe mich geirrt und in diesem Falle ist mein Schaffen lauter Selbsttäuschung und Trug".
Die Ausstellung des Kunstmuseums Bern entstand in Kooperation mit dem Musée d'art et d'histoire Genf. Sie dauert bis Mitte Januar 2019. Unterstützt wurden die beiden Häuser durch verschiedene Institutionen und zahlreiche private Leihgeber.
Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler war ein Maler des Symbolismus und des Jugendstils. An der Weltausstellung in Paris bekam er Goldmedaillen für drei seiner ausgestellten Werke. Zu dieser Zeit galt er als einer der führenden Maler Europas.
www.kunstmuseumbern.ch (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.