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Angriff der Produktpiraten

Mikrofonstecker, Bohrmaschinen und Bagger: Chinesische Produktpiraten fälschen, was ihnen in die Hände kommt. Die Liechtensteiner Industriebetriebe tun sich derweil schwer, ihr geistiges Eigentum im Reich der Mitte zu schützen.

VON STEFAN LENHERR

Vaduz. – Entwickelt in Liechtenstein, kopiert in China: Produktpiraten dämpfen die Jubelstimmung, die bei heimischen Industriebetrieben angesichts des boomenden China-Geschäfts aufkommt. «Wir haben seit langem mit der Produktpiraterie zu kämpfen», sagt Werner Bachmann, CEO der Neutrik AG in Schaan.

Die Liechtensteiner Firma, die Steckersysteme für die Unterhaltungsindustrie herstellt, ist seit 1994 mit einem Werk in der Nähe der Hafenmetropole Shanghai in China präsent. Erfolgreich sicherte sich das Unternehmen einen Platz auf einem Markt, in dem sich rund 1,3 Milliarden Menschen tummeln, musste aber wie viele andere Firmen auch erkennen, dass mit den Chancen auch Gefahren verbunden sind.

Ware als öffentliches Gut

Findige chinesische Geschäftsleute traten auf den Plan, die am Erfolg der Neutrik teilhaben wollten. Bald wurden in den Regalen chinesischer Elektronik-Shops Fälschungen angeboten. «Man muss sich bewusst sein, dass die in China hergestellten Produkte praktisch öffentliches Gut sind», sagt Bachmann. Wenn man sich allerdings ansehe, wie stark die westliche Industrie ihre Produktion nach China verlagert habe, wäre es gefährlich, wenn man sich aus Angst vor Produktpiraten zurückziehen würde.

«Stahl Spiderman»: Perfekte Kopie

Sind Unternehmen, die dem chinesischen Markt fernbleiben, im Umkehrschluss vor Produktpiraterie sicher? Dass dem nicht so ist, musste die Kaiser AG schmerzlich erfahren. Im November des vergangenen Jahres präsentierte XCMG, einer der grössten chinesischen Baumaschinen-Hersteller, an der Branchenmesse Bauma in Shanghai seinen neusten Wurf, den Schreit-Mobilbagger ET110. Das Modell «Stahl Spiderman» sei ein eindrücklicher Beweis für die Innovationskraft des Unternehmens, feiert sich der Hersteller auf seiner Website selber. Tausende Messebesucher hätten sich von der krabbelnden Baumaschine begeistert gezeigt.
Wenig begeistert, vielmehr entrüstet zeigte sich Kaiser. Die chinesische Innovation entpuppte sich nämlich als detailgetreue Kopie des Schreit-Mobilbaggers Kaiser S2 aus dem Jahre 2003. Konsequenterweise übernahm XCMG denn auch gleich die technischen Beschreibungen und Werbeunterlagen für die Produktpräsentation von der Liechtensteiner Firma.

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