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Das ist was Anderes!

Zu den schönen alten Bräuchen, die einen die Gnade der liechtensteinischen Geburt immer wieder so richtig herzerwärmend spüren lassen, gehören die unerschütterlichen Spielregeln der Gesellschaft. Zum Beispiel, wenn einige Mitmenschen etwas durchsetzen wollen, sie aber keine Mehrheit dafür finden.

 

Da nämlich kommt unsere alemannische Beharrlichkeit zum Einsatz. Egal, ob es sich um inländische oder ausländische Ideen handelt: Alte Argumente, neuer Versuch.

Kam mir wieder in den Sinn, als ich las: «Abtreibung legalisieren: FBP reicht Initiative ein». Das ist wie bei manchen anderen abgelehnten Vorhaben: Einmal ist keinmal. Man muss wie gesagt nur Geduld haben und es so lange bringen, nach gewissem Zeitabstand natürlich, bis es klappt.

Beim Frauenstimmrecht war das ja positiv, aber sonst? Die sechs Initianten nennen ihren erneuten Versuch «Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs». Damit würden sie auch «ein Versprechen einlösen».

Klar, gegenüber denen, die damit letztes Mal verloren.
Das nennt man vermutlich Minderheitenschutz.

Danach soll Schwangerschaftsabbruch in Liechtenstein zwar weiterhin verboten bleiben, aber die betreffenden Frauen sollen es gefälligst im Ausland machen.

Und dann, weil sie ja nicht hier straffällig wurden, ist es o. k.

Da werden die vom Schächtverbot betroffenen ausländischen Mitbürger nun aufmerken.

Na ja, wer stösst sich noch an solchen Sachen, angesichts des USA-Haushaltskonflikts und der EU-Rettungsschirme? Das sind noch Konflikte, gell? Was sind dagegen die um unsere läppischen Sparbemühungen!

Wir sind wenigstens konsequent: Einerseits wird bei uns gebaut, umgebaut und rückgebaut, was das Zeug hält, andererseits muss das Land sparen. Also wir.

Bei der Frage nach Zweckmässigkeit und Vernunft einer Sache kommt das ungeschriebene DiwA-Gesetz zur Anwendung: «Das ist was Anderes!»

Das muss man nur verstehen lernen! Ich nenn mal Beispiele:
Einerseits ermahnen Krankenkassen, Zahn- und Schulärzte die Eltern, den Kindern gesunde Pausensnacks mitzugeben, also Brot und Obst, andererseits werden an einer Schule den Kindern als School-Box neben Pommes-frites saure Würmer und Eistee angeboten.

Aber die LKW, die uns energiesparende Geräte anpreisen und zum Stromsparen animieren, verkaufen ja auch Klimageräte und Heizlüfter, also was solls?

Am besten schicken wir alle Junkies für einen Tagestrip nach Zürich, und wenn sie dann vollgedröhnt nach Hause kommen, sind sie hier unbescholten wie wir anderen auch.

Therapiekosten? Ach was, die verkraften wir auch noch, und überhaupt ist das sowieso was Anderes, meint Euer gleich heiter-beschwingt abhebender Max.

 

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