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Industriegeschichte des Thurgaus

Der Landwirtschaftskanton Thurgau gilt als "Mostindien". In früheren Jahrhunderten wurden aber auch Autos und Lastwagen gebaut - etwa bei Martini in Frauenfeld oder Saurer in Arbon. Daran erinnert die Ausstellung "Schreck und Schraube. Weltindustrie im Thurgau".
Zwei Martini-Autos auf dem Bleicheareal in Frauenfeld, um 1905 (Fotosammlung Hansulrich Guhl, Frauenfeld). 
Das Bild gehört zur Ausstellung "Schreck und Schraube. Weltindustrie im Thurgau" des Historischen Museums Thurgau.
Zwei Martini-Autos auf dem Bleicheareal in Frauenfeld, um 1905 (Fotosammlung Hansulrich Guhl, Frauenfeld). Das Bild gehört zur Ausstellung "Schreck und Schraube. Weltindustrie im Thurgau" des Historischen Museums Thurgau. (Bild: Historisches Museum Thurgau)

"Mostindien" müsste eigentlich "Rostindien" heissen, schreibt das Historische Museum des Kantons Thurgau über die Sonderausstellung, die vom 23. März bis zum 21. Oktober im Alten Zeughaus in Frauenfeld zu sehen ist. "Schreck und Schraube" gebe Einblick in eine wenig bekannte Seite des Apfelkantons.

Der Thurgau gehörte zu den früh industrialisierten Gebieten in Europa. Bereits im 17. Jahrhundert entstand eine florierende Industrie, welche die Gesellschaft und das Land nachhaltig veränderte. So war Hauptwil über Jahrhunderte ein Zentrum des Textildrucks und der Färberei, geprägt von den Gonzenbachs.

In Frauenfeld gründete der Konstrukteur und Erfinder Friedrich von Martini 1860 eine Maschinenfabrik, aus der seine Söhne später eine Personenwagenfabrik machten. Von 1897 bis 1934 liefen bei Martini rund 3500 Autos vom Förderband. Das Unternehmen war damit der wichtigste Schweizer Personenwagenhersteller.

Saurer-Lastwagen

Noch bekannter wurde Adolph Saurers Fabrik in Arbon, deren Aufstieg 1869 mit der Herstellung von Stickmaschinen begann. Ab 1903 baute Saurer Lastwagen, die in der Folge während 80 Jahren das Bild auf den Schweizer Strassen prägten. 1987 lieferte die Fabrik den letzten Saurer an die Schweizer Armee aus.

"Die Liste der brillanten Tüftler und cleveren Unternehmer im Thurgau ist lang", schreibt das Historische Museum. Deren Errungenschaften bilden den roten Faden der Ausstellung. Anhand von Objekten, Animationen und Hörstationen erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie neue Erfindungen die Produktion ab dem 19. Jahrhundert verbesserten und beschleunigten.

Textilien aus dem Thurgau wurden zu Exportschlagern, der Handel und die Wirtschaft in der Ostschweiz brummten. Dies hatte aber auch Schattenseiten: Umweltschäden, soziale Konflikte, Ausbeutung und gesundheitliche Risiken waren die Kehrseiten des Fortschritts - damals wie heute.

Kinderarbeit und Ausländerangst

Kapitel wie "Kinderarbeit", "Angst" und "Ausländer" konfrontieren die Besucher mit der Realität der Industrialisierung. Sie zeigen den damaligen Umgang mit Problemen auf, aber auch "wie wir eklatante Missstände heute erfolgreich aus unserem Blickfeld in die Entwicklungsländer verbannen".

Das Historische Museum Thurgau beschäftigt sich schon länger mit der Aufarbeitung der Thurgauer Industriegeschichte. Seit 2014 läuft das Oral-History-Projekt "meineindustriegeschichte.ch", eine Kombination aus Datenbank und öffentlicher Webseite. Zeitzeugen, Objekte und ihre Geschichten werden so dem Publikum zugänglich gemacht.

Das Konzept zu "Schreck und Schraube" entstand aus diesem Webprojekt heraus. Highlights finden sich in der Ausstellung wieder. Um das Archiv weiterzuentwickeln, gibt es eine Kooperation mit der Kantonsschule Frauenfeld: Schülerinnen und Schüler recherchieren Industriegeschichten für die Internet-Plattform.

www.schreckundschraube.ch (sda)

 
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