Hochdeutsch zu Testzwecken im Berner Rathaus
Die Parlamentsdienste des bernischen Grossen Rats prüfen die Anschaffung eines Computerprogramms, das der Walliser Grosse Rat seit vier Jahren verwendet.
Dort hat die Software eines jungen Walliser Unternehmens den Aufwand zur Erstellung des Ratsprotokolls um bis zu 50 Prozent vermindert. Das sagte am Mittwoch Claude Bumann, der Chef des Walliser Parlamentsdiensts, auf Anfrage.
Im Berner Rathaus ist bereits getestet worden, wie dieses Programm namens Recapp mit dem Berndeutschen zurecht kommt. Nun wollen die Parlamentsdienste wissen, wie gross die Unterschiede zur Protokollierung des Hochdeutschen sind.
Deshalb sind die Parlamentarier deutscher Muttersprache "eingeladen" worden, am Donnerstagnachmittag die Sprache Goethes zu verwenden. Patrick Trees, der Generalsekretär des Berner Kantonsparlaments, bestätigte eine entsprechende Meldung der Westschweizer Tagszeitung "Le Matin". Hochdeutsch zu sprechen, sei aber freiwillig, betonte Trees.
An weiteren drei Halbtagen soll anschliessend das Programm getestet werden. Dann wird in Bern entschieden, ob die Software in Zukunft eingesetzt wird oder nicht. Heute dauert es in Bern mehrere Wochen, bis die Ratsprotokolle vorliegen, während im Kanton Wallis das Protokoll nach einer Woche bereit steht.
Die französischsprachigen Mitglieder des bernischen Grossen Rats werden am Donnerstag im Berner Rathaus wie gewohnt Französisch sprechen.
Beim Bund nach einer Stunde transkribiert
Der Chef der jungen Walliser Recapp-Herstellerfirma, David Imseng, sagte am Mittwoch auf Anfrage, auch andere mehrsprachige Parlamente seien an dieser Software interessiert. Im französischen Senat in Paris habe er das Programm ebenfalls vorstellen können.
Auf Anfrage sagte dazu François Comment, der Chefredaktor des Amtlichen Bulletins der Bundesversammlung, auch sein Team habe sich das Walliser System vor drei Jahren vorführen lassen.
Für die eidgenössischen Räte komme es aber nicht in Frage. Dies, weil das Zweikammersystem in Bundesbern auf eine rasche Bereitstellung des Protokolls angewiesen sei und weil die Redebeiträge trotz des Einsatzes der Software immer noch manuell bearbeitet werden müssten.
Solche Systeme erreichten eine Erkennungsrate von vielleicht 85 Prozent. Das heisst, dass sie 85 Prozent des Gesagten richtig wiedergeben, aber 15 Prozent falsch.
Erfahrene Redaktorinnen und Redaktoren seien schneller, wenn sie die Reden abhörten, auf Anhieb richtig niederschrieben und gleich noch Namen, Zahlen und Zitate kontrollierten, so François Comment.
Die Parlamentsdienste setzen aber bereits seit 1993 auf ein digitales Aufzeichnungssystem, das heute Verbalix heisst. Es unterteilt die Tonaufnahme des Redeflusses in Portionen von rund 3 Minuten Dauer. Diese Portionen werden dann von etwa 20 Redaktorinnen und Redaktoren fortlaufend von der mündlichen in die schriftliche Form gebracht.
Nach nur einer Stunde stehe so im Normalfall eine Rede bereits im Internet. Wenn aber bei den Sprach-Erkennungssystemen der seit langem versprochene Quantensprung erfolge, werde das Team des Amtlichen Bulletins "selbstverständlich auf solche Software zurückgreifen". (sda)
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