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Harte Strafen für Tamil Tigers gefordert

Im Tamil-Tigers-Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona hat die Bundesanwältin am Mittwoch ihre Strafanträge gestellt. Sie fordert für die Drahtzieher der Organisation in der Schweiz unbedingte Gefängnisstrafen von bis zu sechseinhalb Jahren.
Die Bundesanwaltschaft fordert für die angeklagten Unterstützer der Tamil Tigers hohe Haftstrafen. Am Nachmittag hält die Verteidigung ihr Plädoyer vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. (Archiv)
Die Bundesanwaltschaft fordert für die angeklagten Unterstützer der Tamil Tigers hohe Haftstrafen. Am Nachmittag hält die Verteidigung ihr Plädoyer vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. (Archiv) (Bild: KEYSTONE/TI-PRESS/ALESSANDRO CRINARI)

Es war ganz Still im Saal, als Bundesanwältin Juliette Noto ihre Anträge eröffnete. Für sie bestehe kein Zweifel, dass alle Angeklagten Kenntnis gehabt hätten von den kriminellen Machenschaften der Tamil Tigers. "Trotz ihres Schweigens waren sie involviert, informiert, sogar Botschafter der Sache."

Deshalb müssten alle für schuldig befunden werden, eine kriminelle Organisation unterstützt zu haben, folgerte Noto. Den meisten Angeklagten wird zudem Betrug, Urkundenfälschung, Geldwäscherei und Erpressung vorgeworfen.

28 Millionen Franken geflossen

Noto betonte in ihrem Plädoyer die Ernsthaftigkeit der Vorwürfe. Insbesondere an den vier Hauptfunktionären des World Tamil Coordinating Commitee (WTCC) liess sie kein gutes Haar. Die Tamil Tigers sind aus Sicht der Bundesanwaltschaft eine kriminelle Organisation, die terroristische Akte begangen hat.

"Die Angeklagten importierten ihren illegalen Kampf in das Land, das ihnen Gastfreundschaft und Schutz bot." Die Männer sollen in der Schweiz eine Organisation mit komplexer Struktur aufgebaut haben, über die mutmasslich der Unabhängigkeitskrieg der Tamil Tigers (LTTE) in Sri Lanka finanziert wurde.

Mindestens 28 Millionen Franken hätten die Hauptangeklagten im Untersuchungszeitraum an die Tamil Tigers überwiesen.

"Gefürchtete Männer"

Für den Chef des WTCC in der Schweiz forderte Noto eine unbedingte Freiheitsstrafe von fünf Jahren sowie eine Geldstrafe von 180 Tagesätzen à 80 Franken. Sie betonte die "absolute Autorität dieses angesehenen, aber auch gefürchteten Mannes", dem Ansprechpartner der Tamil Tigers in der Schweiz.

Für den WTCC-Finanzverantwortlichen fordert sie eine unbedingte Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren und eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 100 Franken. Ihn bezeichnete Noto als "gefürchteten Mann ohne Charisma".

Auch für die weiteren der insgesamt 13 Angeklagten forderte die Bundesanwältin Freiheitsstrafen zwischen zwei und fünf Jahren sowie Geldstrafen. Darunter befinden sich zwei Angestellte der Bank now, welche Kredite für die WTCC aufgenommen hatten.

Für die Unabhängigkeit von Sri Lanka

Die LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) kämpfte von 1983 bis 2009 für die Unabhängigkeit von Sri Lanka. Im Mai 2009 wurden die Tamil Tigers von der sri-lankischen Regierungstruppen endgültig besiegt.

Der Prozess in Bellinzona ist einer der grössten in der Geschichte des Bundesstrafgericht. Als nächstes wird nun die Verteidigung ihr Plädoyer halten. (sda)

 
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