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Schulz gibt Merkel Schuld für AfD-Ergebnis

SPD-Chef Martin Schulz hat Kanzlerin Angela Merkel am Wahlabend scharf angegriffen und sie für das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl verantwortlich gemacht. "Ich glaube, dass Frau Merkel einen Wahlkampf geführt hat, der skandalös war."
Die SPD hat bei den Bundestagswahlen eine schwere Schlappe eingefahren: 
Kanzlerkandidat und SPD-Chef Martin Schulz hat Kanzlerin Angela Merkel am Wahlabend scharf angegriffen und sie für das starke Abschneiden der AfD verantwortlich gemacht.
Die SPD hat bei den Bundestagswahlen eine schwere Schlappe eingefahren: Kanzlerkandidat und SPD-Chef Martin Schulz hat Kanzlerin Angela Merkel am Wahlabend scharf angegriffen und sie für das starke Abschneiden der AfD verantwortlich gemacht. (Bild: KEYSTONE/EPA POOL/FELIPE TRUEBA / POOL)

Das sagte Schulz am Sonntagabend in der sogenannten Elefantenrunde von ARD und ZDF mit Spitzenvertretern aller in den Bundestag eingezogenen Parteien. Merkel habe sich der politischen Debatte und einer Konfrontation entzogen.

"Diese systematische Verweigerung von Politik hat ein Vakuum entstehen lassen, das die AfD teilweise geschickt gefüllt hat", warf Schulz der Kanzlerin vor. "Ich glaube, dass Frau Merkel eine grosse Verantwortung dafür trägt." Die Verluste der Union seien eine "verdiente Niederlage" dafür.

Schulz bezeichnete das starke Abschneiden der rechtspopulistischen AfD als bedrückend. Mit ihr werde erstmals eine rechtsextreme Partei in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen. "Das ist eine Zäsur, und kein Demokrat kann darüber einfach hinweggehen", sagte Schulz am Sonntagabend.

Schulz bekräftigte, dass er die künftige Rolle seiner Partei in der Opposition sieht. "Und zwar in einer Opposition, die sehr konstruktiv, aber auch sehr hart sein wird."

Die grosse Koalition sei abgewählt. Die SPD werde ihre Verantwortung in der geschäftsführenden Regierung noch wahrnehmen, bis eine neue Regierung im Amt sei - aber "keinen Tag mehr, denn diese Regierung ist abgewählt".

Merkel und FDP-Chef kritisieren Schulz

Wenn die SPD in die Opposition geht, ist rechnerisch als künftiges Regierungsbündnis nur eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen möglich. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner betonte: "Wir sind nicht zum Regieren verdammt, aber wir sind natürlich bereit, Verantwortung zu übernehmen." Die klare Absage der SPD an eine neue Regierungsbeteiligung kritisierte der FDP-Chef scharf.

Lindner warf Schulz eine "Fortsetzung des Wahlkampfs" vor. "Es geht darum, die Stabilität der Bundesrepublik Deutschland in aufgeregten Zeiten in Europa und der Welt zu sichern", sagte Lindner. "Und da prüfe sich bitte jeder sorgfältig, welchen Beitrag er dazu leisten kann und welche Rolle er einnimmt." Er wolle nicht zulassen, "dass die SPD allein darüber entscheidet, wer jetzt in eine Regierung gezwungen wird oder nicht".

Auch Merkel kritisierte, dass Schulz eine Koalition kategorisch ausschloss. Es gebe rechnerisch zwei Möglichkeiten für eine Regierung, auch für die grosse Koalition, hob Merkel hervor. Die Union werde auf die einzelnen Parteien zugehen - ob die SPD wirklich nicht für Gespräche zur Verfügung stehe, könne ja am Montag noch einmal geklärt werden.

"Schwierig und kompliziert"

Schulz wies jedoch die Aufforderung zurück, doch noch über den Eintritt in eine Koalition zu verhandeln. Die SPD werde einer Jamaika-Koalition "in scharfer Opposition entgegentreten", kündigte er an.

"Unsere Aufgabe ist es, in Deutschland eine Konfrontation herzustellen, die dieses Land dringend braucht." Ein Bündnis zwischen Union, Grünen und FDP werde Deutschland wahrscheinlich "in eine Lähmung führen".

Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte, ihre Partei wolle "nicht auf jeden Fall" regieren. Die Situation sei sehr "schwierig und kompliziert". Der Einzug der AfD in den Bundestag bedeute für alle Demokraten, "dass sie sich Verantwortung stellen". Das könne aber keine Ergebnisse von Koalitionsgesprächen vorwegnehmen.

AfD mit Kampfansage an künftige Regierung

Die AfD ihrerseits machte nach dem guten Abschneiden ihrer Partei eine Kampfansage an die künftige Bundesregierung. "Wir werden sie jagen", sagte Spitzenkandidat Alexander Gauland am Sonntag in Berlin. Die Partei wolle sich "unser Land und unser Volk zurückholen".

Die neue Bundesregierung "kann sich warm anziehen", sagte Gauland. "Wir werden die Regierung vor uns hertreiben", fügte er unter dem Jubel der versammelten Parteianhänger hinzu. "Wir werden dieses Land verändern", sagte der stellvertretende Parteivorsitzende. Die AfD wolle sich dafür einsetzen, "dass das, was die Menschen auf der Strasse denken, im Bundestag wieder eine Rolle spielt".

Kanzlerin Merkel bezeichnete den Einzug der AfD in den Bundestag als "grosse Aufgabe". Sie wolle die Wähler der AfD zurückgewinnen, sagte Merkel am Sonntagabend in der CDU-Parteizentrale in Berlin. (sda/afp/reu)

 
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