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Sieg von Hernández zeichnet sich ab

Über eine Woche nach der Wahl im mittelamerikanischen Honduras zeichnet sich ein Sieg von Präsident Juan Orlando Hernández ab. Die Opposition wirft der Regierung allerdings Wahlfälschung vor und will das Ergebnis nicht anerkennen. Die Lage könnte eskalieren.
Unterstützerinnen von Juan Orlando Hernandez in den Strassen von Tegucigalpa (Archiv)
Unterstützerinnen von Juan Orlando Hernandez in den Strassen von Tegucigalpa (Archiv) (Bild: KEYSTONE/AP/RODRIGO ABD)

Nach der Auszählung aller Stimmen liegt der Amtsinhaber mit einem Vorsprung von rund 52'000 Stimmen vorne. Demnach kommt Hernández auf 42,98 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am frühen Montagmorgen (Ortszeit) mitteilte. Sein Herausforderer Salvador Nasralla erhielt 41,39 Prozent.

"Das geeinte Volk kann nicht besiegt werden", schrieb Nasralla auf Twitter. "Ein vereinigtes Honduras gegen den Betrug." Präsident Hernández sagte: "Wir sind alle Honduraner - die politischen Differenzen sollten nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen."

Die internationalen Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der Europäischen Union äusserten sich zunächst nicht zu den Manipulationsvorwürfen.

Die Parteien könnten das Wahlergebnis oder Teile der Auszählung noch anfechten, sagte Wahlamtsleiter David Matamoros. Innerhalb von 20 Tagen soll das amtliche Endergebnis festgestellt und ein Sieger ausgerufen werden.

Strassenschlachten und Ausgangssperre

Das mittelamerikanische Land steht am Scheideweg: Am Wochenende kam es in dem Land zu massiven Protesten, weil die Opposition Wahlfälschung vermutet. Zwei Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben. Die Regierung verhängte eine Ausgangssperre.

Nach der Präsidentenwahl am 26. November lag der Oppositionskandidat Nasralla zunächst deutlich vor. Im Laufe der Auszählung schrumpfte sein Vorsprung allerdings immer weiter zusammen bis er schliesslich von Präsident Hernández überholt wurde. Das befeuerte die Spekulationen über eine mögliche Manipulation des Ergebnisses.

Nach einem Unterbruch der Auszählung der Stimmen am vergangenen Donnerstag war diese am Sonntag wieder aufgenommen worden. Die Regierung hatte am Freitag einen zehn Tage währenden Ausnahmezustand über das zentralamerikanische Land verhängt, um die Proteste der Opposition zu unterbinden.

Honduras zählt zu den ärmsten und gefährlichsten Ländern Lateinamerikas. Hernández war 2013 in einer damals bereits umstrittenen Wahl an die Macht gekommen.

Wiederwahl ist ein Novum

Honduras ist tief gespalten. Traditionell lösten sich die Nationale Partei, die von Grossgrundbesitzern und der katholischen Kirche unterstützt wird, und die Liberale Partei, die ihren Rückhalt in den Städten hat, an der Regierung ab. Seit 2009 mischt noch die linke Partei Libre mit. Sie unterstützte jetzt das Nasrallas Oppositionsbündnis Allianz gegen die Diktatur.

Der prominente Fernsehmoderator versprach, etwas gegen die weit verbreitete Korruption zu unternehmen und durch bessere Bildungsangebote und Präventionsmassnahmen die Gewalt durch Jugendgangs zu bekämpfen. Hernández steht für eine liberale Wirtschaftspolitik und eine Politik der harten Hand gegen die Banden.

Sollte Hernández' Sieg bestätigt werden, wäre es das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein Präsident in Honduras im Amt bestätigt wird. Der Oberste Gerichtshof machte zuletzt den Weg für die Wiederwahl des Staatschefs in dem mittelamerikanischen Land frei, die eigentlich in der Verfassung nicht vorgesehen ist.

Als zum letzten Mal ein Präsident in Honduras eine zweite Amtszeit anstrebte, löste er damit eine Staatskrise aus. 2009 wurde Manuel Zelaya vom Militär abgesetzt, als er eine verfassungsgebende Versammlung einberufen wollte, um die Wiederwahl möglich zu machen. (sda/dpa/afp)

 
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