Mehrere blutige Anschläge in Afghanistan
Die Islamisten griffen Militärbasen und Sicherheitsposten, Bezirkszentren und Moscheen an. Der jüngste Anschlag kam am Samstagabend (Ortszeit), als in der Hauptstadt Kabul ein Selbstmordattentäter 15 Armee-Kadetten mit in den Tod riss.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, der Angreifer sei zu Fuss unterwegs gewesen und habe sich am Tor der Marschall-Fahim-Militärakademie direkt neben einem Kleinbus mit den jungen Männern an Bord in die Luft gesprengt. Vier Menschen seien verletzt worden. Wenige Stunden später reklamierten die Taliban den Anschlag per Twitter-Mitteilung für sich.
Es war schon der zweite schwere Anschlag in Kabul innerhalb von 24 Stunden. Am Freitagabend hatte sich in einer schiitischen Moschee ein Selbstmordattentäter des IS in die Luft gesprengt. 56 Menschen starben, 55 wurden verletzt. In nur knapp zwei Monaten haben IS-Kämpfer damit insgesamt drei schiitische Moscheen in Kabul überfallen und dabei mindestens 94 Gläubige getötet.
IS hält Schiiten für Abtrünnige
Zum Anschlag auf die schiitische Imam-Saman-Moschee während des Freitagsgebets bekannte sich die IS-Miliz. Ein IS-Kämpfer habe seine Sprengstoffweste in der Menge "in einem Tempel der Polytheisten" gezündet, erklärte die Gruppe am Samstag im Messengerdienst Telegram. Damit beschuldigte der IS die Schiiten, an mehrere Götter zu glauben.
Die sunnitischen IS-Extremisten halten Angehörige der schiitischen Konfession für Abtrünnige. Anders als in vielen muslimischen Ländern gibt es in Afghanistan keine Geschichte blutiger Fehden zwischen Sunniten und Schiiten.
Aber seit dem Aufkommen des IS Anfang 2015 sind Schiiten - die meistens der ethnischen Minderheit der Hasara angehören - zunehmend Ziel von grausamen Angriffen. Wie an diesem Freitag kamen die Attentäter meistens an hohen Feiertagen oder während Freitagsgebeten, wenn die Moscheen besonders voll waren.
In Kabul wurden am Samstag die ersten Toten beigesetzt. Gemeinsame Begräbnisse wie nach vorherigen Anschlägen auf Moscheen gab es aber nicht, wie ein Mitglied der Gemeinde im Westen der Stadt sagte.
Angriff in Provinz Ghor
Bei einem zweiten Anschlag am Freitagabend auf eine sunnitische Moschee in der zentralafghanischen Provinz Ghor waren laut Polizei mindestens 33 Menschen getötet worden. Provinzratsmitglieder gehen davon aus, dass die Taliban hinter dem Anschlag stecken.
Denn zu den Opfern gehörte auch ein erbitterter Gegner der Taliban: ein regierungstreuer Milizenkommandant. Die Taliban hatten erst am Freitag in einem Artikel auf einer ihrer Webseiten von einem Rachefeldzug für die stark verschärften Militäraktivitäten der USA gesprochen.
Die neue Afghanistan-Strategie von US-Präsident Donald Trump sieht eine Wiederaufstockung der Truppen im Land um mehrere Tausend Mann vor, um die überforderten afghanischen Streitkräfte zu unterstützen. Ihre Luftangriffe gegen Taliban und IS haben die USA schon erheblich verstärkt.
Am Dienstag und Donnerstag allein hatten die Taliban in Offensiven in sieben Provinzen mindestens 142 Sicherheitskräfte und Zivilisten getötet. Die beiden Moscheeanschläge vom Freitag und der Anschlag auf den Bus mit Armee-Kadetten am Samstag erhöhten dann die Gesamtzahl der Opfer von islamistischen Gewalttaten auf mindestens 249 in nur vier Tagen. (sda/afp/dpa)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.