Britischer Minister wirft EU Paranoia vor
"Ich würde den Leuten, die eine enge Beziehung zwischen Grossbritannien und Europa zu schätzen wissen, davon abraten, sich auf diese Illusion zu versteifen." Stattdessen sollten sich beide Seiten auf die neue Beziehung konzentrieren und dafür sorgen, dass Grossbritannien und die EU auch künftig eng zusammenarbeiten. Sein Land könnte sich aber auch anderen Partnern zuwenden, deutete Hammond an.
"Wir hören in den USA und vielen anderen Ländern aus aller Welt Willen und gar Enthusiasmus, mit uns Freihandelsverträge abzuschliessen", sagte der Minister. "Das hören wir aus Europa nicht. Aus Europa hören wir nur Rückwärtsgerichtetes." Grossbritannien wolle eine möglichst enge Partnerschaft mit der EU behalten. "Aber die können wir nur haben, wenn das die EU ihrerseits auch will", sagte Hammond, der als einer der EU-freundlichsten Minister im Kabinett von Premierministerin Theresa May gilt.
Hammond kritisierte die Haltung der EU bei den Brexit-Verhandlungen scharf. Die Überlegung, mit Grossbritannien nach dessen Austritt aus der EU nicht allzu grosszügig zu sein, um andere EU-Mitglieder von einem solchen Schritt abzuhalten, bezeichnete der Schatzkanzler als Ausdruck von "Paranoia".
Gegen Freihandel ohne Dienstleistungen
Die EU verglich er mit einem schlecht geführten Club: "Man kann auch nicht wirklich einen Verein betreiben, wenn man Mitglieder sanktioniert, die sich entscheiden, den Club zu verlassen. Man sollte eher seine Anstrengungen verdoppeln, für neue und bestehende Mitglieder attraktiv zu bleiben", sagte er.
Ein Freihandelsabkommen mit der EU ohne Dienstleistungen wäre für den Finanzminister nicht vorstellbar. "Das ist für uns kein realistisches Angebot", sagte er und verwies darauf, dass mehr als 80 Prozent der britischen Wirtschaft aus Dienstleistungen bestehen.
Grossbritannien will zum 29. März 2019 die EU verlassen. Beide Seiten hatten sich im Dezember bei einigen Details der Austrittsbestimmungen geeinigt. Nun sollen die Modalitäten einer Übergangsphase ausgehandelt werden. Wann genau diese abläuft, ist noch umstritten. Ab März soll zudem über einen neuen Handelsvertrag gesprochen werden, der die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Staatengemeinschaft und dem Königreich regeln soll. (sda/reu/dpa)
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